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Dicke Luft in Singapur

Von Christoph Rella

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Wenn es am Freitag einen Ort gegeben hat, wo der weltweite Protest der "Fridays-for-Future"-Bewegung für Klimaschutz mehr als berechtigt gewesen wäre, dann wohl Singapur. Seit Tagen liegt der asiatische Stadtstaat unter einer giftigen Rauchwolke, die von Waldbränden auf der Nachbarinsel Borneo herrühren, begraben. Es ist dies nicht nur eine Hiobsbotschaft für die lokale Bevölkerung, sondern auch für die zuletzt von Umweltaktivisten vermehrt ins Visier genommene Formel 1, die just in diesen Tagen in der Stadt gastiert (Start am Sonntag, 14.10 Uhr/ORF1). "Mir wurde gesagt, ich soll nicht draußen zum Laufen gehen, weil es nicht gut für mich wäre", gab auch Lewis Hamilton zu Protokoll.

Nun haben die Waldbrände auf Borneo (wie jene am Amazonas) nichts mit der Formel 1 zu tun - dennoch ist das Bild fatal. Müssen wir, wenn schon die ganze Erde brennt, auch noch Autorennen veranstalten? Ist das Kreisfahren überhaupt noch zeitgemäß? Dass man solche Fragen mittlerweile ernst nehmen muss, beweist auch eine aktuelle Umfrage, wonach beinahe jeder zweite Deutsche die Formel 1 für überholt hält. Auch, dass Deutschland Gefahr läuft, aufgrund zu hoher Kosten und Umweltverschmutzung ab 2020 gar kein Rennen mehr ausrichten zu können, passt in dieses Bild.

Ob allerdings eine Verbannung des Motorsports dem Klima hilft, ist zu bezweifeln. Die Boliden werden dann eben, wie schon in den vergangenen zehn Jahren zu beobachten war, noch mehr in Asien oder im Nahen Osten ihre Runden ziehen. Dort ist "Fridays for Future", wie die Streikzahlen zeigen, abgemeldet. Stimmt die Kohle, wird sich die Formel 1 schon zu arrangieren wissen. Die Frage ist: Wie lange noch?