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Das Paradox des Kunstmarkts

Von Bernhard Baumgartner

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Banksy ist sauer. Denn sein vermutlich bekanntestes Werk, das Schimpansen-Gemälde "Devolved Parliament", welches das britische Parlament voller Affen zeigt, wurde für einen Rekordpreis von für umgerechnet mehr als elf Millionen Euro in London versteigert. Geschätzt worden war es auf einen Bruchteil. Doch die aufgeheizte Brexit-Stimmung, in der das Parlament eine Schlüsselrolle spielt, hat offensichtlich den Preis getrieben. Warum also ist der für seine Graffitis bekannte Street-Art-Künstler ungehalten? Denn für jeden normalen Künstler wäre ein Rekordverkauf ein Anlass für Champagner mit dem Galeristen seines Vertrauens - inklusive kollektivem Schulterklopfen. Nicht so für den Mann, dessen Identität noch immer nur Eingeweihten klar ist. "Eine Schande, dass es nicht mehr mir gehörte", schrieb Banksy über das Bild. In einem Instagram-Posting heißt es, Kunstwerke seien zum "speziellen Eigentum von jemandem geworden, der es sich leisten kann", anstatt das "gemeinschaftliche Eigentum der Menschheit zu sein", wie es bei Büchern der Fall sei. Nun muss man wissen: Banksy und seine Kritik am Kunstmarkt ist schon fast Folklore. Man denke nur an das Bild "Girl with Balloon", das sich nach der Versteigerung selbst schredderte. Oder den "Shop", den Banksy kürzlich in einer Londoner Straße eröffnete. Der hat einen originellen Schönheitsfehler: Er ist nie geöffnet. Egal, was Banksy dagegen tut, er erreicht das Gegenteil: Seine Preise steigen weiter. Auch eine interessante Taktik.