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Kafka hätte nichts gegen Pandas

Von Christina Böck

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Es ist eine sonderbare Koinzidenz. Keine Woche, nachdem Peking Prag die Städtepartnerschaft aufgekündigt hat (Prag wollte sich nicht mehr an die Ein-China-Doktrin halten), sprach Prag ein Pandaverbot aus. Ein perfides Rachesignal? Immerhin hat der Freundschaftsbruch auch den Prager Zoo seinen neuen schwarz-weiß-faulen Bewohner gekostet. Das wäre schon ziemlich kindisch von Prag, was kann denn bitteschön der Panda dafür? Doch wie so oft ist die erste, naheliegende Lösung verführerisch, aber falsch. Denn die Pandaverbannung war bereits von langer Hand geplant. Aus irgendeinem mysteriösen Grund haben sich Straßenkünstler in Prag darauf verlegt, im Pandakostüm Touristen für ein gemeinsames Foto Schmattes abzujagen. Die Stadtverantwortlichen finden, dass das der Würde der historischen Stadt abträglich ist, und haben nun verordnet, dass Auftritte in Tierverkleidung nicht mehr gestattet sind. Kurios ist dabei die Begründung, dass die Stadt Kafkas etwas Besseres verdient hätte. Ja, zum Beispiel einen riesigen Käfer, wenn man Gregor Samsa fragt.

Es ist Prags erster großer Schlag gegen den Massentourismus, eine interessante Priorität. Das Problem der nächtlichen Ruhestörung durch betrunkene Junggesellentruppen will man später angehen.

Kollateralschaden der Verordnung ist übrigens ein völlig unschuldiger Maulwurf. Die als Nationalheiligtum verehrte Trickfilmfigur darf auch nicht mehr auf die Straße. Eine Stadt müsste eigentlich einen Maulwurf aushalten.