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Seltsame Euphorie zum Videobeweis

Von Christian Mayr

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WZ  Christian Mayr
WZ  Christian Mayr
© Wiener Zeitung

Man kann dieser Tage in Fußball-Österreich über so manches euphorisch sein: dass die Nationalmannschaft zu 99,9 Prozent an der EM teilnehmen wird; oder dass sich die Klubs auf europäischer Bühne teils sensationell verkaufen. Aber dass hierzulande der Videobeweis schon 2021 (statt 2022) eingeführt wird - dies ist nun wirklich kein großer Grund zur Euphorie. Genau das vermittelten aber die Entscheidungsträger von ÖFB, Bundesliga und Schiedsrichterwesen, als die Etablierung des VAR (Video Assistant Referee) verkündet wurde. Zum einen war das Ganze sowieso eine Frage der Zeit, bis auch Österreich dem internationalen Trend folgen muss (oder bis die Uefa den VAR irgendwann vorgeschrieben hätte). Zum anderen hat man einen wieder gar nicht eingebunden - den Fan. Und genau dort findet sich auch die größte Gegnerschaft des Systems. Selbst wenn nun das Totschlagargument herausgeholt und mit allerlei Statistik bewiesen wird, dass die Kontrollen der Videoreferees nur zu marginalen Spielverzögerungen geführt hätten - das ist gar nicht das Problem. Denn nach wie vor völlig egal scheint bei der Sache, dass die Zuschauer in den Stadien mangels adäquater Leinwände von der VAR-Überprüfung nichts mitbekommen und dumm sterben dürfen. Neben den immer noch teils grotesken Hands-Entscheidungen und all den relevanten, aber gar nicht vom Videoschiri behandelten Szenen ist und bleibt dieses Faktum das Hauptärgernis am Videobeweis. Und daher sollte sich eine vom Zuschauerschwund gebeutelte Liga gut überlegen, wie sie denn diesem Missstand begegnet - denn Fans können ihr Saisonabo auch gegen ein Privat-TV-Abo tauschen. Videobeweis-Zeitlupe inklusive.