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Eine WM macht noch keinen Weltmeister

Von Tamara Arthofer

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WZ Tamara Arthofer
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Dass der globale Fußball gen Osten tendiert, gehört nicht zu den bestgehüteten Geheimnissen in der internationalen Sportwelt. Russland trug die WM 2018 aus, Katar wird dasselbe gegen alle Widerstände 2022 tun. Und nach einem Zwischenstopp in Amerika, wo die USA eine ungewöhnliche Allianz mit Kanada und Mexiko geschlossen hat, um das Mammutturnier mit erstmals 48 Mannschaften zu stemmen, deutet nun alles darauf hin, dass China der Ausrichter 2030 sein wird. Zumindest findet dort, wie gestern beim Kongress in Shanghai beschlossen wurde, die reformierte Klub-WM 2021 statt, die mit ihren 24 Teams anders als bisher mit sieben Teilnehmern fast tatsächlich wie eine Weltmeisterschaft im Kleinformat daherkommt.

Gianni Infantino, der nicht unumstrittene Präsident des Weltverbandes Fifa, sprach angesichts der Vergabe von einem "historischen Beschluss" - wobei nicht feststeht, ob er damit die Tatsache an sich meint, dass das von ihm gegen heftige Opposition aus Europa durchgeboxte Format Formen annimmt, oder jene, dass das Reich der Mitte bei dem neuen Turnier auch zum Mittelpunkt der Fußball-Welt avanciert.

Finanziell ist es dorthin schon länger gerückt. Die chinesische Wanda-Group ist einer der Topsponsoren der Fifa, chinesische Investoren sitzen im Machtzentrum internationaler Großklubs, und national hat man ebenfalls Milliarden investiert, um Trainingszentren, Akademien et cetera aufzubauen.

Schließlich ist nicht nur die Austragung einer WM, sondern in weiterer Folge auch deren Gewinn das große Ziel. Doch während man das eine - durchaus auch auf legalem Wege durch Investitionen, die in China wohl mehr Sinn ergeben als etwa in Katar - gewissermaßen kaufen kann, ist es beim anderen damit noch lange nicht getan. Fußball-Puristen können sich also trösten: Eine Weltmeisterschaft in China in elf Jahren ist realistisch. Ein Weltmeister China wohl eher nicht.