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Dominic Thiem und die Steuerung der Spannung

Von Tamara Arthofer

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WZ Tamara Arthofer
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Eine krachende Vorhand? Kann man trainieren. Ein Aufschlag, der einfach jedes Mal noch die Linie kratzt und nicht Millimeter außerhalb davon landet? Vielleicht bei allem Können auch ein bisserl Glück. Wo einem im Tennis speziell, aber auch im Sport ganz allgemein weder Glück noch Training weiterhelfen, was eines der am schwierigsten (wenn nicht gar nicht) zu lernenden Dinge ist und gleichzeitig zu den meistunterschätzten gehört, ist jedoch die Beherrschung des ständigen Wechselspiels zwischen An- und Entspannung - sowie die Fähigkeit, die Intervalle dazwischen zu steuern. Schon die Besten sind daran gescheitert, die Allerbesten müssen sich Jahr für Jahr neu darin beweisen, um auch über einen längeren Zeitpunkt obenauf zu sein.

Spätestens mit seinen Auftritten beim Tennis-World-Tour-Finale in London, als er dem 7:5, 7:5-Sieg über Roger Federer gleich einen, wie er selbst sagt, "epischen" 6:7, 6:3, 7:6-Erfolg über Novak Djokovic folgen ließ, hat Dominic Thiem bewiesen, dass er nicht nur zurecht zu den Besten, sondern eben den Allerbesten seiner Branche zu zählen ist. Es war der logische, wenn auch vielleicht schwierigste Schritt in der bisherigen Karriere des 26-jährigen Weltranglistenfünften. Dass er heuer fünf Turniersiege gefeiert hat, darunter die Heimtriumphe in Kitzbühel und Wien, seinen ersten Masters-1000-Titel sowie auch seinen ersten in Asien, waren weitere Meilensteine, die Thiem auf seinem Weg nach oben heuer gesetzt hat. Dass er nicht nervös wurde, als er beim Vorbereitungsturnier in Paris-Bercy im Achtelfinale ausschied, gehört ebenfalls dazu. Entspannung, Anspannung lautet das (gar nicht so geheime) Erfolgsrezept. Wenn er sich weiter so präzise daran hält, steht auch den heimischen Tennisfans ungeachtet des Ausgangs des World-Tour-Finales im nächsten Jahr viel Spannung bevor. Mit Chips und Cola auf der Couch lässt sich diese auch für Otto-Normal-Sportler aushalten.