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Der fehlende Glanz tut ganz gut

Von Christian Mayr

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WZ  Christian Mayr
WZ  Christian Mayr
© Wiener Zeitung

Es knistert nicht. Es gibt keine Euphorie und schon gar keine Europhorie. Und diesmal auch keinen markigen Spruch à la "Frankreich, wir kommen!" (auch wegen der gleich zwölf EM-Gastgeber-Nationen). Untrüglichstes Zeichen für die neue Nüchternheit in Fußball-Österreich ist auch, dass das Happel-Stadion - das eigentlich bei solchen Anlässen seit Wochen ausverkauft sein müsste - gegen Nordmazedonien nicht ganz voll sein wird. Was ist da los? Ein Grund ist gewiss der mangelnde Glanz dieser Qualifikationsgruppe - es gab keine schillernden Gegner und keine aufsehenerregenden Triumphe (einzig die 2:4-Schlappe in Israel sorgte für mächtige Schlagzeilen). Die beiden wichtigsten Siege im Oktober (gegen Israel und in Slowenien) wurden relativ unspektakulär eingefahren. Kein Vergleich also zu den drei jüngsten erfolgreich geschlagenen Qualifikationen: Als historische Toni-Polster-Festspiele im letzten Antreten der DDR (die sich am Freitag zum 30. Mal jährten) die Fahrkarte zur WM nach Italien bedeuteten; oder der Strich von Andi Herzog ins Kreuzeck, der "uns" statt Schweden zur WM 1998 nach Frankreich bombte; oder die Siegesserie samt 4:1-Revanche-Gala gegen Zlatan Ibrahimovic und Co. vor vier Jahren. Immer wurde danach groß gefeiert und Österreich vorschnell zum Titelgeheimfavoriten hochgejazzt. Der Rest vom traurigen Lied ist bekannt. Daher sagte Kapitän Julian Baumgartlinger am Freitag etwas Wichtiges: Das Ticket für die Frankreich-EM 2016 habe man wohl über-zelebriert, weshalb dann im Jahr der Endrunde der letzte Grip gefehlt habe. Daher tut die noch fehlende Fußball-Euphorie dem Land und dem Team eigentlich ganz gut - die Glanzstücke hebt sich die Nationalelf hoffentlich für die Endrunde auf. Denn nur dort zählen sie auch.