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Das Königreich hat Humor bitter nötig

Von Eva Stanzl

Gastkommentare

Humor hilft in vielen Situationen. Dass das Vereinigte Königreich ihn bitter nötig hat, verdeutlichte die BBC-Sendung "Question Time" am Freitagabend. Im Vorfeld der Unterhauswahlen stellten sich die Parteivorsitzenden den informierten Fragen der Wähler. Labour-Chef Jeremy Corbyn war gut vorbereitet, doch zum Brexit bezog er einmal mehr keine Position und blieb "neutral". Durchwegs unvorbereitet reagierte der konservative Premier Boris Johnson auf fast alle der teilweise wütenden Fragen, genauer gesagt: Er schwamm. Den einzigen überzeugenden Auftritt lieferte die Chefin der Schottischen Nationalpartei, Nicola Sturgeon, doch in London steht sie nicht zur Wahl. In Anbetracht des armseligen Angebots an der Urne bleibt den Briten also nur ihre größte Stärke.

Wer vergessen hat, wie intelligent britischer Humor sein kann, sei an Charlie Lyne erinnert, der den langweiligsten Film der Geschichte gedreht hat: Man sieht eine weiße Wand, und zwar stundenlang. Die Arbeit ist eine Reaktion auf ein Gesetz, wonach jeder in Großbritannien gedrehte Film von einer Zensurbehörde geprüft werden muss - Kostenpunkt: 10 Euro pro Minute. Was für Großproduzenten Peanuts sind, war Lyne zu viel. Da das Gesetz die Kommission verpflichtet, den ganzen Film anzusehen, lukrierte er per Spendenaufruf im Internet die Gebühren für zehn Stunden Film. Er gab sein Werk persönlich ab und wünschte der Jury viel Spaß. Solange es Engländer wie Charlie Lyne gibt, hat die Insel wohl ein paar Funken Hoffnung.