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Fußballschauen mit Jeff Bezos

Von Christoph Rella

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Wer am Dienstag die Partie von Red Bull Salzburg gegen den FC Liverpool miterlebt hat, hatte sich zuvor entweder eine Karte fürs Stadion in Wals-Siezenheim oder ein Abo des Streamingdienstes Dazn besorgen müssen. Kunden von Sky, dem zweiten großen (kostenpflichtigen) Anbieter von Match-Übertragungen in Europa, schauten - weil nur Konferenz-schaltung - durch die Finger. Aber es geht noch besser: Weil die Uefa als Lizenzgeberin offenbar den Hals noch immer nicht voll genug bekommen hat, steigt ab der Saison 2021/22 nun gleich ein dritter Anbieter ein - und zwar niemand Geringerer als der US-Gigant Amazon. Jener Konzern, der zwar freundlich vom Logo lächelt, aber immer noch zu den größten Ausbeutern, Nicht-Steuerzahlern und Datenraffern der Welt zählt.

Die Frage, die sich stellt, lautet: Muss man wirklich alle Rechte am europäischen Fußball, dessen Cash-Cow namens Königsklasse das erfolgreichste Exportprodukt des Kontinents ist, ans Ausland verchecken? Dass die britische Sky Limited vor einem Jahr an den Kabelnetzbetreiber Comcast Corporation verkauft (und damit amerikanisch) wurde, konnte man nicht verhindern, jetzt aber das nächste Stück vom Kuchen Amazon zu geben, ist an Chuzpe nicht zu überbieten. Während Dazn, das zur britischen Perform Group gehört, allein auf weiter Flur bleibt, wird das restliche TV-Geschäft in der Champions League künftig in Philadelphia und Seattle gemacht werden, und die Unterhaltungs-Euros hiesiger Fans kullern über den Atlantik.

Schuld dran ist freilich nicht Amazon-Boss Jeff Bezos, sondern die Uefa - und damit auch alle europäischen Fußballverbände. Sie haben diesen Ausverkauf zu verantworten. Und die Tatsache, dass eingefleischte Fans für ihren Fußball demnächst drei Abos nehmen und bezahlen müssen.