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Vorweihnachtliche Verstimmungen

Von Edwin Baumgartner

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"Wiener Zeitung"-Klassikexperte Edwin Baumgartner.

Szene eins.

Selber schuld, wer am Nachmittag eines dritten Adventsamstags auf die Mariahilfer Straße geht! Sänger, Bläser, drei verschiedene Weihnachtslieder gleichzeitig, von ferne ein Getrommel, das nach Weltuntergang klingt. Bei einem Punschstandl spricht eine Gruppe von Weihnachtsmännern tüchtig den Alkoholika zu. Was sie grölen, hat mit Weihnachten weniger zu tun als mit Swingerpartys. Mann bleibt halt Mann, auch als Weihnachtsmann. Ein Kind zu seinem Vater: "Sind das echte Weihnachtsmänner?" Der Vater: "Aber geh, die sind nur von einem Kaufhaus. Ein echter Weihnachtsmann benimmt sich nicht so." Hoffentlich hat er recht gehabt, der Papa, denn mit so vielen Promille einen Rentierschlitten zu fliegen, wäre echt riskant.

Szene zwei.

In Schloss Hof gibt es einen wunderschönen Christkindlmarkt. Wer kein Auto hat, fährt mit der Bahn bis Marchegg, vom Bahnhof bringt ein Busshuttle die Leute nach Schloss Hof. Von dort zum Bahnhof Marchegg zurück fährt der Shuttle stündlich. Perfekt? - Keineswegs. Es liegt an den Abfahrtszeiten: Der Bus kommt so knapp zum Bahnhof, dass man, sollte man beim Fahrkartenautomaten warten müssen, den Zug nach Wien verpasst. Es genügt, wenn man in der Warteschlange der Fünfte ist. Bei einer Stunde Wartezeit auf dem Bahnhof, der in einem quasi touristischen Niemandsland liegt, verfliegt die eben getankte Weihnachtsstimmung so schnell wie der Hauch in der Winterluft.