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Aufhören, wenn es am hässlichsten ist?

Von Tamara Arthofer

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WZ Tamara Arthofer
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Aufhören, wenn es am schönsten ist, das ist den wenigsten Sportlern vergönnt. Viel häufiger sind die Fälle, in denen Athletinnen und Athleten von Verletzungen abrupt aus ihren Träumen von (weiteren) Glanztaten gerissen werden - und damit gleichzeitig auch aus ihrem bisher alles bestimmenden Alltag. Wohl auch aus diesem Grund fällt vielen von ihnen der Gedanke an einen plötzlichen Pensionsschock so schwer. Das berühmte schwarze Loch wirkt schließlich umso bedrohlicher, je ausgefüllter in körperlicher und mentaler Hinsicht das bisherige Betätigungsfeld war.

Nun könnte es in Hannes Reichelt unfreiwillig auch einen der prominentesten österreichischen Abfahrer der vergangenen eineinhalb Jahrzehnte treffen. Ein Kreuzbandriss auf der Stelvio bedeutete nicht nur einen weiteren Ausfall im diesbezüglich eh schon gebeutelten österreichischen Ski-Team, sondern auch das Ende dieser Saison - und vielleicht auch seiner Karriere.

Im ersten Schock der Nachricht wollten sich verständlicherweise weder Herren-Cheftrainer Andreas Puelacher, noch Reichelt selbst zu einem möglichen Rücktritt äußern - und eine Aufforderung dazu steht wohl niemandem zu, sieht man von seinem unmittelbaren familiären Umfeld ab. Aufgrund seines für einen Sportler nicht mehr ganz zarten Alters von 39 Jahren ist der Gedanke daran aber nicht komplett verfehlt. Sollte sich Reichelt zu diesem Schritt entscheiden, bliebe ihm als Trost nicht nur der Rückblick auf eine herausragende Karriere, sondern auch die Tatsache, dass es eben kein "Aufhören, wenn es am hässlichsten ist" wäre. Denn schlimmer geht immer. Soll heißen: Noch schlimmer wäre wohl der zermürbende Versuch, zurückzukehren, es dann doch nicht ganz zu schaffen - und dabei womöglich weiterhin Kopf, Kragen und alle Körperteile darunter zu riskieren. Sich dafür einzusetzen, dass dieses Risiko auch für andere Läufer minimiert, die Sicherheit soweit möglich weiter erhöht wird, wäre für den langjährigen Athletensprecher Reichelt vielleicht eine lohnens- wie lobenswerte Aufgabe für die Karriere nach der Karriere.