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Die Dakar, der Tod und die Frage nach dem Sinn

Von Christoph Rella

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Paulo Gonçalves war ein Profi. Und als solcher hat er gewusst, auf welche Art von Rodeo er sich bei der Rallye Dakar einlässt. Dennoch hinterlässt der Tod des 40-jährigen Portugiesen, der am Wochenende auf der siebenten Etappe in der saudischen Wüste tödlich gestürzt ist, wieder Fragen über Fragen. Bei den bisher 68 Toten, welche die Dakar seit 1978 gefordert hat, ist das berechtigt.

Denn ein Vorwurf, der schwer wiegt, ist die Tatsache, dass bei den Rennen nicht nur regelmäßig Rallyefahrer, sondern noch mehr Unbeteiligte ums Leben kamen und kommen. Während Erstere "nur" ein gutes Drittel der Opfer stellen, ist die Zahl der Fatalitäten bei Zuschauern (mit 24 Toten, davon 9 Kinder), Organisatoren (14) und Journalisten (6) gesamt um das Doppelte höher. Das hat sich zwar in den vergangenen zehn Jahren, nach Protesten rund um den Tod von zwei Kindern 2006 in Afrika und dem Wechsel der Dakar 2009 nach Südamerika, dank einiger neuer Maßnahmen (Tempolimits, Strafandrohungen, Hinweistafeln) stark verbessert, dennoch waren und sind hier der Tod von sechs Fahrern und neun Unbeteiligten immer noch zu viel.

Dabei darf der Rückgang bei den Opfern - vor allem in letzter Zeit - nicht über die vielen Probleme hinwegtäuschen, die abseits der Statistik weiterhin bestehen. Die Zusammensetzung des teilweise aus Amateuren bestehenden Starterfeldes steht ebenso in der Kritik wie der ökologische Schaden, der mit den fossilbetriebenen Fahrzeugen an Fauna und Flora angerichtet wird. Von den Millionenbeträgen und Geschäften, die so nebenbei abgewickelt werden, gar nicht zu reden. Die Wahl Saudi-Arabiens als Dakar-Kulisse und auch der Tod von Gonçalves werden daran nicht viel ändern. Sie erscheinen vielmehr als Bestätigung eines länger bestehenden Symptoms.