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Gaultier: Buntes Requiem für Spitzbusen

Von Christina Böck

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Am Mittwoch hat sich Kult-Modeschöpfer Jean-Paul Gaultier von der Haute Couture verabschiedet. Relativ kurzfristig kündigte der Mann, der die Streifenleiberl luxuslaufstegtauglich gemacht hatte, an, dass dies seine letzte Haute Couture Show sein werde. Da ließ er sich denn auch nicht lumpen und stellte ein fettes Spektakel auf die Beine, bei dem alles, was Rang und Namen in der Modewelt hat, aufgefahren wurde. Das Defilee war wie ein Musical in mehreren Akten aufgebaut, es begann reichlich selbstironisch mit einer Beerdigung seines ikonischen Spitzbusenhalters. Am Ende wurde der Designer von seinen Models auf Händen getragen.

Gaultier zieht sich natürlich nicht ganz zurück, er hat auch schon neue Projekte in Aussicht gestellt, wenn auch nur vage. Der Rückzug aus der Haute Couture hat vor allem wirtschaftliche Gründe, französische Medien schrieben von enttäuschenden Zahlen. Aber das Geld wird ohnehin nicht mehr mit Mode verdient, sondern mit Parfums. Es ist trotzdem symptomatisch, dass sich Gaultier bei der jungen Kundschaft offenbar nicht durchsetzen konnte. Er war mit Karl Lagerfeld einer der letzten großen, wirklich einflussreichen Namen der Modewelt, mit denen man auch einzelne Kreationen in Verbindung bringt. Diese Ära wurde abgelöst von einer, in der Blogger und Instagram-Influencer es in die Hand genommen haben, der Mode ein so austauschbares wie unmaßgebliches Gesicht zu geben. Wo Exzentrik nur mehr ein Trend und keine Lebenseinstellung ist.