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Wer einmal dopt, dem glaubt man?

Von Christoph Rella

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Vor ziemlich genau einem Jahr ist es erschienen, und jetzt schon ein Ladenhüter. Gemeint ist das Buch "Der Weg zurück" des Ex-Langläufers Johannes Dürr, in dem er mit seiner Vergangenheit als Doper aufräumt, Reue zeigt und von einem Antreten bei der Heim-WM 2019 in Seefeld träumt. Tatsächlich ist aus dem Comeback nichts geworden. Nicht nur, weil Dürr noch während der Zeit, als er unter die Autoren ging, weiter seine Dopingkarriere - diesmal auch noch als "Lieferant" - brav fortsetzte. Er war es auch, der im Verhör das Blutdoping-System von Mark S. (mit 21 Mittätern) öffentlich gemacht und damit die Razzien in Tirol und Deutschland ins Rollen gebracht hatte.

Statt als verbandsunabhängiger und geläuterter Athlet über die Loipen zu sausen, musste Dürr nun auf der Anklagebank Platz nehmen und kam mit 15 Monaten bedingt und 720 Euro Geldstrafe überraschend glimpflich davon. Schließlich sind "Vergehen gegen das Anti-Doping-Gesetz" sowie "schwerer Sportbetrug" gerade in Zeiten wie diesen kein lustiger Kindergeburtstag mehr. Umso verwunderlicher ist es, warum die Richterin und der Staatsanwalt den Wiederholungstäter Dürr so billig laufen ließen. (Ein Umstand, den auch der Angeklagte und sein Anwalt so sehen dürften, nahmen doch beide das Urteil sofort an.)

Nun stimmt es schon: Hätte Dürr nicht "gesungen", es hätte wohl noch eine Weile gedauert, bis die Machenschaften alle aufgedeckt worden wären. Dafür seien ihm mildernde Umstände zugebilligt. Ihn aber, wie die Verteidigung behauptete (und dem das Gericht gefolgt sein dürfte), "als Täter, der vom System Spitzensport zu einem solchen gemacht wurde", zu entschuldigen, ist nicht ganz nachvollziehbar. Immerhin kam Dürr schon einmal als Doper mit Diversion und der Annahme der Opferrolle davon (siehe Buch). Ein zweites Mal hätte man ihm das nicht durchgehen lassen dürfen.