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Saison der Herzerln

Von Edwin Baumgartner

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"Wiener Zeitung"-Klassikexperte Edwin Baumgartner.

Es geht los. Nein, um genau zu sein: Es ist schon losgegangen, wie bei Weihnachten und Ostern jedes Jahr ein paar Tage früher. Während man sich indessen bei Ostern und Weihnachten fragt, wann das eine das andere überholt, also die Weihnachtsmänner am Karfreitag im Regal stehen und der Lindt-Goldhase den Nikolaus begleitet, weil ein Lindt-Goldhase sowieso besser zum onkeligen Rauschebart passt als der Krampus, kann man dieses Phänomen beim Valentinstag noch nicht beobachten. Der Muttertag ist ja auch kein vollwertiger Mitbewerber. Schließlich kann sich jeder verlieben, aber die Mutterschaft ist rund 50 Prozent der Bevölkerung vorbehalten.

Dennoch: Wenn man sich die immer früher einsetzende Reklameflut für den Valentinstag anschaut, also die Flugreiseangebote (Eiffelturm, küssendes Pärchen, Regenschirm in Herzerlform), Süßes (Bonbons in Herzerlform), Andreas-Gabalier-Konzert (zwei Herzerl), Segensfeier für Liebende (zwei hoffentlich keusche Herzerl) und so weiter, überlegt man unwillkürlich, ob man nicht doch schon zu Weihnachten etwas ändern sollte. Zum Beispiel könnte man den Christbaum mit Herzerln behängen. Das Weihnachtsfest könnte mit Sternderlspuckern auf den Palmkatzerln auf Ostern vorverlegt werden und Ostern auf den Valentinstag. Wenn, ganz im Sinn des Handels, jedes Jahr jeder dieser Tage eine Position weiter vorrückt, könnte man sogar alle drei Jahre Weihnachten zu Weihnachten feiern und Ostern zu Ostern und den Valentinstag am Valentinstag. Das sollte jedem eine Herzerlsangelegenheit sein.