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Und Orwell nickt aus dem Grab

Von Bernhard Baumgartner

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Das Coronavirus führt derzeit zu allerlei Überlegungen rund um die Begrenzung des Ausbruchs. Dabei ist ruhiges, sachliches Handeln das Gebot der Stunde. Weder das Herunterspielen ("nur ein besserer Schnupfen") noch Panikmache ("Quarantäne für alle") sind hilfreich. Das deutsche Robert-Koch-Instituts (RKI) lässt nun mit einer interessanten Äußerung aufhorchen. Sie wollen, um mögliche Kontaktpersonen von Infizierten aufzuspüren, die Kontaktdaten aller Mobiltelefone auslesen. Und so feststellen, wer sich zur selben Zeit am selben Ort befunden hat. Das könnte helfen, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen.

Das steht wohl außer Zweifel. Auch eine Zwangsquarantäne für weite Teile der Bevölkerung inklusive Ein- und Ausreisesperre und eine Einstellung des Flug- und Bahnverkehrs würden das. In Nordkorea hat man den einzigen Verdachtsfall ja in der landesüblichen Methode behandelt: Er wurde erschossen. Es stellt sich daher die Frage: Was ist für eine Demokratie angemessen und was überzogen?

Die Realisierung eines flächendeckenden Ortungsnetzes zur Personensuche würde George Orwell wohl anerkennend aus dem Grab heraus nicken lassen. Klar ist das technisch möglich, keine Frage. Aber es gibt Grenzen, die sollte man auch bei einem (in der Tat nicht ungefährlichen) Virus nicht so einfach mal eben überschreiten. Ohne breite Diskussion und sozusagen bei "Gefahr im Verzug". Denn auch das Orwell-Virus ist, einmal freigelassen, gefährlich. Das sollte man jedenfalls einkalkulieren.