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Schlechtes Omen für Salzburg

Von Christoph Irrgeher

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"Wiener Zeitung"-Klassikexperte Christoph Irrgeher.

Es wäre eine "Tragödie", würden die Salzburger Festspiele heuer ausfallen, sagt Christoph Becher, Intendant des Radio-Symphonieorchesters Wien, ja, "es wäre für das Musikland Österreich nicht auszudenken". Und doch muss man den Teufel an die Wand malen. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Flaggschiff der heimischen Festival-Armada ausgerechnet heuer, 100 Jahre nach seiner Gründung, nicht vom Stapel läuft, wächst. Und das Szenario ist seit Dienstag um ein böses Omen reicher. Denn da wurden die Bayreuther Festspiele abgeblasen, ein vergleichbares Schwergewicht. Wie das heimische Elite-Festival hätte Bayreuth von Ende Juli an einen Monat lang mit hochkarätigen Opernabenden geprunkt. Doch auch Renommee schützt vor der Corona-Zwangspause nicht, lernt man derzeit. Wie überhaupt eine neue Demut vor dem Lauf der Ereignisse.

Und da würde es fast an ein Wunder grenzen, fänden die Salzburger Festspiele in geplanter Form statt. Reicht die Vorlaufzeit für die Fertigung der Bühnenbilder? Läuft der Flugbetrieb rasch genug wieder an für Proben mit internationalen Künstlern? Gibt die Regierung dann den Start frei - oder wird sie das Festival noch Mitte Juli als gemeingefährlich einstufen müssen? Denkbar ist freilich auch, dass sich Salzburg heuer mit einer Minimal-Fassung begnügt. Das würde allerdings den Glamour reduzieren und die eigenen Ansprüche bedrohen. Immerhin: Eine gewisse Stringenz hätte die Schrumpf-Variante, nur den "Jedermann" Ende August zu zeigen. Genau so haben die Festspiele anno 1920 nämlich begonnen.