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Der Focus verschiebt sich

Von Bernhard Baumgartner

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Es ist eine Katharsis, die wir zurzeit durchleben. Eine Verschiebung von Werten. Dinge, die bisher wichtig und bedeutend erschienen, sind es nicht mehr, da für die Krise unbrauchbar. Und manches, dem wir kaum Bedeutung beimaßen, wird plötzlich zum herbeigesehnten Ereignis des Tages. Wer hätte noch vor ein paar Wochen gedacht, dass ein simpler Spaziergang im Wald zum Highlight werden kann? Oder dass ein Einkauf im Supermarkt, den wir bestenfalls als lästige Randnotiz des Tages abheften würden, plötzlich zur generalstabsmäßig vorbereiteten Aktion werden würde? Mit Spezialausrüstung (Maske! Handschuhe! Alkoholspray!) - optimal durchgeplant und flott durchgezogen. Man ertappt sich dabei, wie man Menschen im Geiste abkanzelt, die irgendwelche Kleinigkeiten thematisieren - nach dem Motto: "Was? DAS sind deine Sorgen?" Und man erwischt sich dabei, wie man ungläubig den Kopf über Menschen schüttelt, die sich darüber beschweren, dass die Schulen geschlossen sind - obwohl sie eh in Karenz sind.

Der eine oder andere spürt jetzt erstmals, was mit dieser Mehrfachbelastung gemeint ist, von der andere immer reden. Einige merken jetzt auch, dass vielleicht doch nicht die Lehrer schuld waren, wie früher immer gedacht. Es sind genau diese Erkenntnisse, die uns vielleicht verändern werden, wenn wir es zulassen. Die das "Danach" definieren könnten und die uns mit neuen Erfahrungen gestärkt aus der Krise gehen lassen. Oder auch nicht. Es liegt an uns selbst.