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Bier trinken und Kängurus zählen

Von Edwin Baumgartner

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"Wiener Zeitung"-Klassikexperte Edwin Baumgartner.

Dass Australien immer schon anders war, weiß man: Dort haben die Enten ein Fell und einen Biberschwanz, die Rehe hüpfen zweibeinig durch die Gegend, und was ein Wombat ist, weiß überhaupt nur jemand, der sowieso schon weiß, was ein Wombat ist.

Andere Länder, andere Reaktionen: In den meisten Ländern, die mit Quasi-Quarantäne und Shutdown der Corona-Krise entgegensteuerten, war die Unterhaltungselektronik für die Menschen ein willkommener Partner im Kampf gegen die Langeweile. Aus Australien hingegen kommen andere Bilder: Da zertrümmert einer seinen Fernseher mit dem Hammer, ein anderer trampelt auf dem Flatscreen herum, bis er in Brüche geht, wieder ein anderer macht gar Zielschießen auf den Fernsehapparat. Die Leute nehmen das auf und stellen die Clips stolz ins Netz. Eine Frau erklärt: Die Medien seien schuld an der Pandemie, sie seien der wahre Virus. Corona - eine Erfindung der Medien, quasi ein Äquivalent zur Kugelgestalt der Erde und zur Mondlandung.

Andererseits könnte die Zerstörung der Unterhaltungselektronik auch Vorteile haben: Man könnte wieder Bücher lesen und die Informationen aus gedruckten Qualitätsmedien beziehen. Aber wer den Fernseher zertrümmert, weil die Nachrichten an der Pandemie schuld sind, wird sich wohl eher mit einem Bier auf die Veranda setzen und die vorbeihüpfenden Kängurus zählen.

Solch eine verschwörungstheoretische Durchgeknalltheit wäre bei uns nicht möglich, allein schon wegen des Mangels an Kängurus in Austria. Oder?