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Wenn 84 Prozent an Einnahmen fehlen

Von Bernhard Baumgartner

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Während man hierzulande im (zugegeben) hart getroffenen Kulturbetrieb noch auf Zugeständnisse der Politik (oder alternativ auf ein Wunder) hofft, ist man in Deutschland schon einen Schritt weiter. Das Düsseldorfer Schauspielhaus hat einen eher radikalen Plan im Sinn, wie man unter Corona-Bedingungen Theater machen wird.

Da ein Abstandsgebot von 1,50 Meter gilt, wird Generalintendant Wilfried Schulz nun Sitzreihen ausbauen. Im großen Haus mit regulär 737 Plätzen soll jede zweite Zuschauerreihe herausgenommen werden. Von den verbleibenden Plätzen wird dann auch nur jeder dritte besetzt. Wenn jeder alleine kommt, sind das 128 Zuschauer, also 16,2 Prozent mögliche Auslastung.

Da Menschen, die im selben Haushalt leben, ohnehin nebeneinander sitzen dürfen, gehen sich im besten Fall 190 Gäste aus - was die Auslastung auf gut 25 Prozent hebt. Nun muss man kein großer Kaufmann sein, um zu wissen: Das ist ein finanzielles Desaster. Denn die Kosten für Produktion und Aufführung sinken ja nicht, weil weniger Menschen kommen. Damit ist klar: Das werden nur subventionierte Häuser hinbekommen. Was aber machen die vielen privaten Spielstätten? Die könnten sich wohl nicht einmal ein halb ausgelastetes Haus leisten. Hier ist ein Kahlschlag zu befürchten - und zwar überall. Es steht zu befürchten, dass hier Strukturen nachhaltig zerstört werden, die sich nicht mehr regenerieren lassen, wenn Corona vorbei ist. Zeit also für ein Wunder - oder doch die Politik?