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Causa LASK: Unsportliches Spiel, unfaires Verfahren, zu harte Strafe

Von Christian Mayr

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Der Punkteabzug für den LASK war erwartbar - und ist deshalb grob falsch.


WZ  Christian Mayr
WZ  Christian Mayr
© Wiener Zeitung

Die anderen Bundesligisten täten gut daran, sich über das Urteil gegen den LASK nicht zu früh zu freuen. Abgesehen davon, dass die Überführung per mutmaßlich kriminell zustande gekommenem Video niemals salonfähig werden sollte, ist der neu angelegte Maßstab des Strafsenats durchaus bemerkenswert. Insbesondere Hauptprofiteur Rapid - nunmehr wieder voll im Titelrennen - müsste man dann als Strafsenat-Dauergast und Fanrandale-Wiederholungstäter bei der nächsten Verfehlung ähnlich schwer und auch einmal mit Punkteabzug sanktionieren. So wird der LASK nicht nur in Oberösterreich zum Fußball-Märtyrer, dem die "Wiener Partie" den Titel wegnehmen will - und hat damit gar nicht mal so Unrecht.

Denn so, wie es am Donnerstag zur Streichung von vier Siegen (macht sechs Punkte in der finalen Meistergruppe) sowie 75.000 Euro Strafe kam, hat das mit rechtsstaatlichen Standards für ein faires Verfahren wenig zu tun. Denn bei allem Respekt vor der Unabhängigkeit der Mitglieder des Senat 1 - die Richtung haben im Vorfeld ganz klar andere vorgegeben. So hatten ÖFB-Präsident Leo Windtner und Gesundheitsminister Rudolf Anschober eine "harte Strafe" respektive "strenges Vorgehen" für die vier abgehaltenen Mannschaftstrainings gefordert. Und man erinnere sich: Laut Anschober sei dies "auch schon zugesichert worden". Dann heizte insbesondere Rapid die Stimmung an, indem eine "drakonische Strafe" verlangt wurde und absurderweise ein Doping-Vergleich gezogen wurde. Auch das negative (internationale) Medienecho dürfte strafverschärfend gewirkt haben. Das lässt sich aus der Urteilsbegründung, wonach eben Fußballer in der Bevölkerung eine "bestimmte Vorbildwirkung" hätten, ablesen.

Dass sich Senats-Mitglieder im Vorfeld medial zum Verfahren äußern, rundet das Bild einer schlampigen Sondergerichtsbarkeit ab - undenkbar in Österreich, dass dies ein Richter an einem ordentlichen Gericht machen würde.

Faktum ist, dass weniger der eigentliche Schaden - der nur wolkig als "massiv" angegeben wurde - zum hohen Strafausmaß führte, sondern vielmehr die ganz speziellen Corona-Umstände. Tatsächlich lässt sich der Wettbewerbsvorteil aus vier verfrühten Trainings und der daraus resultierende Schaden für andere Klubs schwer bemessen, der Grad der öffentlichen Empörung jedoch sehr leicht. Und in Corona-Zeiten, in denen Menschen bei zu geringem Abstand gleich zu "Lebengefährdern" mutierten, verschieben sich die Relationen bekanntlich sehr rasch. Jeder andere Verstoß gegen den Fairplay-Paragrafen wäre wohl weitaus weniger emotional abgehandelt worden - und darob ist dieses Urteil auch angreifbar und wird wahrscheinlich in den nächsten Instanzen abgemildert werden. Auch, dass die Unbescholtenheit des LASK sowie die Geständigkeit nicht strafmildernd wirkten, ist für ein Rechtsverfahren durchaus bemerkenswert.

Selber schuld, könnte man Richtung der Linzer nun einwenden - hätte sie nur diese grobe Unsportlichkeit nicht begangen. Das stimmt natürlich, und am liebsten würde der LASK dieses zweifelsohne "Foul" auch ungeschehen machen. Aber letztlich leidet der ganze Fußball unter diesem noch dazu verwirrenden Punkteabzug. (Warum sind sechs Zähler Abzug im Grunddurchgang dann nicht deren drei in der Meisterrunde?) Denn nun könnten just in der fragilen Corona-Spielzeit der Meister respektive die Europacupstarter irgendwann nach Liga-Ende am grünen Tisch entschieden werden. Das totale Chaos im ohnedies existenziell bedrohten heimischen Fußball droht. Daher wäre es wesentlich salomonischer gewesen, die (mit Europacup-Millionen) versehenen Linzer eine noch deftigere Pönale aufzubrummen, von der klamme Klubs finanziell profitieren - aber nicht derart in den laufenden Meisterschaftsbetrieb einzugreifen.