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Kurzarbeit nach Buchungslage

Von Bernhard Baumgartner

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Dass auch viele Medien von der Corona-Krise gebeutelt werden, ist weder neu noch eine Überraschung. Werbeumsätze brechen weg, gleichzeitig wollen die Leser besonders genau informiert werden. Möglichst ohne "Fake News".

Europas größter Magazinverlag Gruner+Jahr ist da keine Ausnahme. Nur: Redaktionen, vor allem jene des Flaggschiffs "Stern", hatte man eigentlich von Kurzarbeit ausgenommen. Doch das dürfte mit Juni gefallen sein. Auch die Redaktion soll flächendeckend in Kurzarbeit sein, wie Branchendienste berichten. Aufhorchen lässt dabei ein Satz: Es soll monatsweise entschieden werden, ob man die Maßnahme zurücknimmt. Sozusagen je nach Buchungslage: Wenn genug Inserate zusammengekommen sind, dürfen die Journalisten wieder in voller Stärke ran. Das mag wirtschaftlich sinnvoll sein. Manager bemühen da gerne auch das Wort "alternativlos". Für die Leser ist es jedoch ein verheerendes Signal, zeigt es doch, wen die Verlagshäuser als Kunden wahrnehmen: Die Anzeigenkunden geben den Ton an, nicht jedoch die Leser, die eben ungefragt nur mit einem Bruchteil der Qualität des Produkts vorliebnehmen müssen. Denn es wird ja wohl niemand behaupten können, dass es folgenlos ist, wenn ein Viertel weniger Arbeit in ein Medienprodukt fließt.

Ein legendärer ORF-Betriebsrat formulierte es so: "Ein Medienbetrieb ist keine Schraubenfabrik." Wer weniger reinsteckt, bekommt auch weniger heraus. Es zeigt sich: Nicht alles, was wirtschaftlich möglich ist, ist auch strategisch sinnvoll.