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Rattenmaler im Blaumann

Von Bernhard Baumgartner

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Eines muss man den Londoner U-Bahn-Betreibern lassen: Wenn sie Prinzipien haben, stehen sie dazu. Denn niemand geringerer als der Streetart-Künstler Banksy hat in einer Londoner U-Bahn mit seinen berühmten Ratten-Bildern für das Tragen von Masken in der Corona-Krise geworben. Der Künstler hat mit Hilfe von Schablonen Ratten auf die inneren Wände und Fenster der Waggons gemalt. Ein Tier nutzt einen Mundschutz als Fallschirm, ein anderes niest ohne Maske Farbe an ein Fenster. Deutlicher kann man den Sinn der ab 24. Juli im UK geltenden Maskenpflicht nicht erklären.

Und trotz der horrenden Preise, die für Banksy-Originale aufgerufen werden und trotz dem offensichtlich gerechtfertigten Zweck, griff man zu Reinigungsmitteln und entfernte die Graffiti. "In diesem speziellen Fall wurde das Kunstwerk vor einigen Tagen wegen unserer strengen Anti-Graffiti-Politik beseitigt", räumte London Transport ein. Aber immerhin gab man sich einsichtig: Man werde Banksy einen "angemessenen Platz" zur Verfügung stellen. Als ob der geheimnisumwitterte Künstler auf so ein Angebot eingehen würde. Auf Instagram kann man die Bilder der putzigen und lehrreichen Nager noch sehen. Banksy hatte sich zur Produktion des Werks in der U-Bahn übrigens auffällig unauffällig getarnt - ausgerechnet als Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe. In einem Kommentar bringt er sein Statement auf den Punkt: "Wenn du keine Maske trägst, kapierst du es nicht." Dem ist wenig hinzuzufügen.