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Der digitale Wilde Westen

Von Bernhard Baumgartner

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Es wird wohl alles nur halb so heiß gegessen werden wie gekocht. TikTok, das vor allem bei jungen Menschen sehr beliebte chinesische Videoportal, droht seit einigen Tagen das Verbot in den USA. Erst hieß es, nur sofern das Unternehmen seine US-Sparte nicht an ein amerikanisches Unternehmen verkauft, nun möglicherweise auch so. Beobachtern ist klar: TikTok-User haben sich mit Präsident Trump angelegt und seinen Wahlkampfauftritt durch gezieltes Verfallen-Lassen von Tickets gestört. Nun kommt eben die Retourkutsche. Offiziell geht es natürlich um Bedenken hinsichtlich der Sicherheit der User-Daten vor den chinesischen Behörden.

Das freilich ist sogar für einen Vorwand kurios. Es wäre nämlich das erste Mal, dass es in den USA nicht völlig egal wäre, was Unternehmen mit den Userdaten machen, solange die entsprechenden Dienste der USA darauf Zugriff haben. Mit dem aus US-Sicht völlig überzogenen Getue der Europäischen Union und ihrer Datenschutzrichtlinie hat man in den USA noch nie etwas anfangen können. Viele US-Seiten blenden europäische Besucher noch immer lieber aus, als sich den Regeln zu unterwerfen. Und dann will man ausgerechnet bei TikTok zum Bedenkenträger werden?

Nicht dass es bei TikTok nicht erhebliche Bedenken gäbe, vor allem hinsichtlich der Videos von sehr jungen Teenagern, die gar nicht abschätzen können, was sie da tun, und so Videos posten, die ihnen später schaden können. Aber dieser Datenschutz ist hier nicht gemeint.