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Besser Fan-Roar aus der Konserven als gar keiner

Von Christian Mayr

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WZ  Christian Mayr
WZ  Christian Mayr
© Wiener Zeitung

Die Ära der Corona-bedingten Geisterspiele neigt sich - zumindest hierzulande - langsam, aber sicher dem Ende zu. Bis es aber richtig volle Stadien und damit die zum Fußball wie das Amen im Gebet gehörende Geräuschkulisse gibt, wird es wohl noch einige Zeit dauern. Möglicherweise viel länger, als manche Finanzvorstände in den diversen Klubs aktuell wahrhaben wollen. Damit wird à la longue die Frage, wie die vor den Fernseher gezwungene Fußball-Gemeinde soundtechnisch bespaßt wird, zumal Geisterspiele auch im Patschenkino den Charme eines warmen Biers und letscherter Chips haben, immer drängender.

Nun kann man darüber, warum denn Fußball-pur wie am Landesliga-Platz - mit gut hörbarer Spieler-Kommunikation, den Traineranweisungen und natürlich dem Gebrüll nach (oft nur harmlosen) Fouls - denn nicht ausreichend sein sollte, trefflich streiten. Über Fake-Fans und Geräuschkulisse aus der Konserve, wie es Pay-TV-Anbieter Sky beim Champions-League-Finalturnier via zweiter Tonspur anbietet, kann man sich zu Recht alterieren. Da eben nicht echt, künstlich zugespielt und oft nicht der Spielsituation angemessen. Allerdings kommt das, was Sky seinen Sehern anbietet, der einstigen Fußball-Realität schon ziemlich nahe, zumal die Fan-Gesänge (und -Pfiffe) tatsächlich aus früheren Partien der Teams zusammengeschnitten wurden. Man muss dann halt irgendwie mit der Irritation, dass der aufbrandende Torjubel vor leeren Rängen stattfindet, umgehen können. Oder bloß die Augen schließen und sich so wieder in der guten, alten Fußballzeit wähnen. Ein Match mit zehn Toren - wie Bayern vs. Barcelona - hat sich jedenfalls einen ordentlichen Roar verdient, auch wenn er nur aus der Konserve kam.