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Gleich ist nicht gleich gleich

Von Christina Böck

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Kürzlich hat die Gesellschaft für deutsche Sprache "ausdrücklich" davon abgeraten, das Gendersternchen zu verwenden. Grammatik und so. Wird der Berlinale also nichts anderes übrigbleiben, als nächstes Jahr zum althergebrachten Schrägstrich zu greifen. Das deutsche Filmfestival hat nämlich angekündigt, dass es ab dann die Schauspielerpreise nicht mehr nach Geschlechtern getrennt vergeben werde. Es wird also nur mehr die beste Schauspielleistung in Haupt- und Nebenrolle gekürt, und nicht mehr die beste Schauspielleistung eines Mannes und einer Frau. Das sei "ein Signal für ein gendergerechteres Bewusstsein in der Filmbranche", erklärten die beiden Festivalleiter, Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian.

Das macht natürlich eins leichter: Menschen auszuzeichnen, die sich nicht einem der beiden "traditionellen" Geschlechter zuordnen. Aber sonst macht es genau nichts leichter. Für den Kampf der Schauspielerinnen um mehr Sichtbarkeit ist das zum Beispiel ein schwerer Rückschlag. Die Datenlage ist hinlänglich bekannt von den Oscars: Wenn es nicht die Kategorie mit den Schauspielerinnen gäbe, würde es kaum Frauen am Siegerbild geben. Denn die meisten Preise bekommen immer noch die Männer - ach ja und auch mehr Geld. Nicht zu vergessen die aufregenderen Rollen - die dann wieder Auszeichnungen bringen.

Die Berlinale hat hier einfach eine falsche Entscheidung getroffen, die sehr klar zeigt, dass Gleichmacherei und Gleichberechtigung sicher nicht dasselbe sind.