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Krisen-Multitasking ist gefragt

Von Edwin Baumgartner

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"Wiener Zeitung"-Klassikexperte Edwin Baumgartner.

Das Coronavirus hat sich in vielen Bereichen als Lehrmeister erwiesen: In Fragen der Solidarität,
der Kommunikation, des Umgangs mit Ausnahmesituationen, die vielleicht für längere Zeit zur Normalität werden. Gleichzeitig hat das Coronavirus aber von anderen globalen Baustellen abgelenkt.

Nun mag es zwar auf gewisse Weise auch entspannend sein, wenn man nicht täglich mit Greta Thunbergs greller Klima-Panikmache konfrontiert ist - andererseits aber ist es eine Tatsache, dass vor lauter Corona und Covid-19 die Umweltprobleme arg in den Hintergrund gerückt sind. Bei aller Vernunft, die in diesen Fragen angebracht ist: Erst das Problem Corona zu lösen und sich dann wieder der Umwelt zuzuwenden, funktioniert so nicht - schon deshalb nicht, weil niemand weiß, wann und wie das Corona-Problem gelöst sein wird. Die Umwelt aber wartet das nicht ab.

Wie sehr Corona alles überschattet, ist an einem Beispiel abzulesen: Die beklemmende Meldung, dass die schwimmenden Müllschlucker von Ocean Cleanup den Plastikmüll nicht ansatzweise aus den Meeren fischen können, ist neben den Corona-News zur Marginalie geschrumpft.

Krisen-Multitasking ist dringend notwendig. Sonst könnte, überspitzt gesagt, der Tag kommen, an dem es in den Nachrichten zwei Meldungen gibt. Deren erste könnte lauten, dass die Welt aufgrund der Impfprogramme endgültig coronafrei ist; deren zweite, dass Meeresfische aufgrund des Plastikmülls endgültig ausgestorben sind.