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Russisches Roulette im Europacup

Von Christoph Rella

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Gut gemeint ist nicht immer gut. Diese Erfahrung macht aktuell auch die Uefa im Zusammenhang mit dem neuen Corona-Regulativ im Europacup. Solange nämlich 13 Feldspieler und 2 Torhüter für ein Spiel (nach-)nominiert werden können, findet die Partie auch statt, ganz gleich, wie stark das Virus in dem betroffenen Verein grassiert. Die leise Hoffnung, dass das in der Realität eh nicht so kommen wird, hat sich leider mit Blick auf Maccabi Tel Aviv als Trugschluss erwiesen. Wenige Stunden vor Anpfiff des Play-off-Hinspiels der Champions League gegen Red Bull Salzburg waren bei den Israelis nicht weniger als neun Kicker und sieben Betreuer mit dem Coronavirus infiziert - die jüngsten Fälle, Dor Trugeman und Eduardo Guerrero, kamen erst am Dienstag hinzu und wurden in Selbstisolation geschickt.

Würde man das in einer Schule so machen, wäre der Aufschrei bei Lehrern, Eltern und Virologen enorm. Dass die Zahl der Kinder in der Klasse mit jedem positiven Fall weniger wird, wäre hier nicht das Problem, sondern die Tatsache, dass sich die Gesunden (auch in den Nachbarklassen) anstecken und das Virus mit nach Hause tragen könnten. Was in diesem Fall logisch klingt, gilt aber im Fußball offenbar nicht. Salzburg durfte sich gegen das Uefa-Diktum, gegen die Virus-Elf aus Tel Aviv antreten zu müssen, nicht wehren, muss aber das Risiko, die Krankheit durch den unvermeidlichen Körperkontakt auf dem Rasen ins eigene Team einzuschleppen, voll tragen.

Man darf also auf die kommenden Tage und Wochen gespannt sein. Denn sollte bei Salzburg in naher Zukunft ein Spieler nach dem anderen wegen positiver Tests ausfallen, wird sich die Uefa einiges an Kritik anhören und ihr Regulativ überdenken müssen. Aber selbst, wenn nichts passiert, ist ihr das anzuraten. Fußball ist kein russisches Roulette.