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Mit Franzl und Sisi im Burgtheater

Von Edwin Baumgartner

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"Wiener Zeitung"-Klassikexperte Edwin Baumgartner.

Wer im Burgtheater eine Loge bucht, muss aus Corona-Gründen alle vier Plätze nehmen, egal, wie viele er beansprucht. Wogegen nichts einzuwenden ist. Zumal die Gesellschaft exquisit sein kann. Neulich zum Beispiel, aus eigener Erfahrung geplaudert, saßen meine Begleiterin und ich mit Kaiser Franz Joseph und seiner Sisi in derselben Loge - und zwar wir vorne, die beiden Majestäten hinten. Corona macht’s möglich.

Das kommt so: Man kann die Online-Buchung nur abschließen, wenn man alle vier Plätze personalisiert. Und wenn man nur allein oder zu zweit geht, aber akzeptiert, alle Plätze zu kaufen? Auskunft bei Culturall: "Dann erfinden Sie halt die Namen und alles Weitere." Na bitte: Jedem seine eigene Begleitung, ist die Devise!

G’standene Alt-Sozis etwa lassen sich von Bruno Kreisky und Johanna Dohnal begleiten. Wessen Herz schwarz schlägt, lädt Leopold Figl und Julius Raab ein. Die Möglichkeit, mit Peter und Jörg eine Loge zu teilen, bringt auch FPÖ-Wähler in den Tempel linkslastiger Hochkultur. Und dass Grün-Wähler mit Freda Meissner-Blau und DDr. Günther Nenning seliger Zeiten gedenken, versteht sich von selbst. Römer-Fans haben’s schwerer, die müssen sich zwischen Caesar und Kleopatra und Nero und Poppea entscheiden. Das kann zur brandheißen Diskussion und einer Entscheidung auf Messers Schneide ausarten. Fragt sich nur, ob man Claus Peymann und Thomas Bernhard einladen kann. Immerhin: Solchen Persönlichkeiten müsste man glatt die vorderen Plätze überlassen. Aber reizvoll wäre der Affront.