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Rogan: Wer ist nun "weniger denkfähig"?

Von Christian Mayr

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WZ  Christian Mayr
WZ  Christian Mayr
© Wiener Zeitung

Nun hat sich Ex-Schwimmer Markus Rogan also endlich - nach einer Tage währenden Schrecksekunde - zu seiner überstürzten Flucht aus Israel in die USA trotz Corona-Infektion erklärt. Natürlich nicht gegenüber kritisch nachfragenden Journalisten, sondern via "offenem Brief", der offenkundig aus der Schmiede einer PR-Agentur stammt und nur so vor Selbstmitleid trieft. Denn no na net habe der 38-Jährige damit "einen groben Fehler" gemacht, für den es sich selbstredend zu entschuldigen gelte. Doch wie ernst mag das nun wirklich gemeint sein, wenn schon die nächste Feststellung - "Es gibt nichts zu bagatellisieren" - umgehend konterkariert wird?

Da schwadroniert der vielfache Medaillengewinner, der zuletzt bei Israels Fußball-Team als Mentalcoach fungierte, über eine abgelaufene Green-Card, die Angst, wegen Unruhen nach der US-Wahl nicht mehr einreisen sowie womöglich seine beiden kleinen Söhne sehr lange nicht sehen zu können. Zugleich dementierte er jene Berichte, wonach er sich den Zutritt zum Flieger per alten oder gefälschten Corona-Test erschwindelt habe. Faktum ist, dass das die Gerichte in Israel und wohl auch in den USA klären werden, zumal wir hier nicht mehr von einem Bagatelldelikt sprechen. Man muss davon ausgehen, dass Rogan als tatsächlich Erkrankter infektiös war und somit andere Leben potenziell gefährdet hat. Auch dafür mit allen Konsequenzen die Verantwortung zu übernehmen, blieb der zu Karrierezeiten eigenwillige Sportler vielmehr schuldig.

Letztlich meinte Rogan, er hätte bei der Aktion das "Hirn ausgeschaltet" - was uns zur berühmten Pointe von anno 2012 bringt. Als Rogan höchst erfolgreichen Kollegen (wie Hermann Maier) taxfrei unterstellte, "weniger denkfähig" zu sein. Diese These hat sich nun wohl erledigt. Nur bei Rogan ließe sich zurecht fragen: Welches Hirn meint er, ausgeschaltet zu haben?