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Ein gefährlicher Präzedenzfall

Von Christian Mayr

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WZ  Christian Mayr
WZ  Christian Mayr
© Wiener Zeitung

Werder Bremen macht sportlich schon lange keine großartigen Schlagzeilen mehr - diese Meldung hat aber Potenzial, das in der Corona-Pandemie ohnedies mehr schlecht als recht funktionierende Fußballsystem aus den Fugen zu befördern. Denn der deutsche Bundesligist will ab sofort keine Nationalspieler mehr zu Länderspielen ins Ausland abstellen. Der Grund ist aus Klub-Sicht durchaus einleuchtend, müsste doch jeder Akteur nach der Rückkehr aus Risikogebieten für fünf Tage in Quarantäne. Was zumindest den Ausfall für ein Spiel zur Folge hätte. Angesichts von englischen Wochen in Dauerschleife und chronisch überspielten Kickern wird aber jeder Kaderspieler bitter benötigt.

Bleibt es dabei, müsste auch ÖFB-Teamchef Franco Foda beim Länderspiel-Triple ab 11.November (Luxemburg, Nordirland, Norwegen) auf Marco Friedl verzichten. Wer nun glaubt, der ÖFB wäre auf der sicheren Seite und dürfte auf die Einberufung des 22-jährigen Abwehrspielers beharren, der irrt jedoch. Denn nach dem von der Fifa angepassten Reglement besteht aktuell keine Abstellungspflicht für Partien in Corona-Risikogebieten, wenn einem Spieler nach der Rückkehr mindestens eine fünftägige Quarantäne droht - selbst bei einem negativen Corona-Test. Das Bremer Gesundheitsamt besteht aber auf diese vorsorgliche Isolation.

Und wohl bald nicht nur jenes aus der Hansestadt. Da es in Europa bekanntlich keine einheitlichen Regeln für Risikogebiete gibt und bald jede Region ein solches sein könnte, kann man sich leicht ausmalen, was die Klubs - seit jeher im Clinch mit den Nationalteams über Abstellungspflichten - dann machen werden. Dann werden nicht mehr die Besten ein Nationalteam bilden, sondern diejenigen, die gesund sind und negativ getestet wurden - sowie jene, die gnädigerweise ausreisen durften.