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Der Umgang mit den "Querdenkern"

Von Bernhard Baumgartner

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In der ARD gibt es laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" eine interne Diskussion über den richtigen Umgang mit Corona-Kritikern, um nicht den Begriff "Leugner" zu verwenden. Der Programm-Intendant selbst berichtetet in einem Rundmail, dass Menschen im persönlichen Gespräch mit ihm monieren, die andere Seite, namentlich etwa Corona-kritische Ärzte, komme nicht ausreichend zu Wort. Er schließt sein Mail mit der rhetorischen Frage, ob man die "Fridays for Future"-Proteste womöglich wohlwollender behandle als die "Querdenker"-Demos.

Das ist aus mehreren Gründen bemerkenswert. Normalerweise finden interne Diskussionsprozesse ja eher in Redaktionskonferenzen und weniger in Rundmails aus der Chefetage statt. Zudem liegt hier ein seltsames Verständnis von Journalismus vor. Seine Aufgabe ist nicht, jede Meinung pflichtschuldig zu repetieren, und sei sie noch so manipulativ, schädlich, gefährlich oder offensichtlich falsch. Seine Aufgabe ist, sehr wohl zu hinterfragen, wem man eine Plattform bietet. Seuchenfreunde, die zur Selbst- und Fremdgefährdung auffordern, fallen wohl eher weniger in die Kategorie "must have".
Die interne Reflexion, ob man einen Bias hat, ist zudem auch deshalb interessant, weil die ARD bei anderen umstrittenen Themen bekanntlich auch auf die radikalen Ideen der anderen Seite verzichtet. Was bei der Migrationspolitik zu rechtfertigen ist, wird bei Fragen der öffentlichen Gesundheit wohl in Ordnung sein. Auch bei Mails von ganz oben.