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Ski und FFP2 verträgt sich nicht

Von Christian Mayr

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WZ  Christian Mayr
WZ  Christian Mayr
© Wiener Zeitung

Die fast vollständig vor Ansteckung respektive Übertragung schützenden FFP2-Masken gehören mittlerweile zur Standardausrüstung im Ski-Weltcup - so auch jüngst bei den Rennen am Semmering. Zumindest abseits der Rennpiste. Auch jenseits des Semmerings sieht man Skifahrer durchwegs mit FFP2-Maske - sogar beim Carven auf den Pisten. Das seit Montag geöffnete Stuhleck, das größte Skigebiet der Ostalpen, hat zwar keine Gondeln und keine geschlossenen Zugangsbereiche, weil aber zwei Sessellifte mit Schutzhauben gegen Wind und Wetter ausgestattet sind, greift dort die FFP2-Tragepflicht des Gesundheitsministers voll. Dabei - und davon konnte sich der Autor dieser Zeilen überzeugen - ist die Durchlüftung selbst bei heruntergeklappter Haube x-mal besser als im Parlament, in der U-Bahn oder in jedem Supermarkt. Obwohl also recht sinnbefreit, wird die Maßnahme von den Wintersportlern strikt befolgt - und also die ominöse Schutzmaske anstandslos umgeschnallt.

Doch das ist eigentlich gar nicht unproblematisch: Denn der gut ausgestattete Skifahrer verfügte schon zu Nicht-Pandemiezeiten über einen ausgezeichneten Mund-Nasen(-Ohren)-Schutz: nämlich die Skimaske vulgo Sturmhaube. Im Zusammenspiel mit Helm und Skibrille ergibt das ein kompaktes System, das nun von der FFP2-Maske aus der Balance gekippt wird. Ein Selbstversuch einen Skitag lang zeigte: Man müsste entweder auf den Helm verzichten (was ja nicht besonders klug ist) oder sonst die ganze Zeit mit FFP2-Maske (zumindest unter die Nase gezogen) Sport betreiben (was in der dünnen Bergluft einem kleinen Höhentrainingslager gleichkommt). Jedenfalls lässt sich die Maske unter dem Helm nicht mehr vollständig abnehmen, detto kann sie nach der Liftfahrt auch nicht einfach unter dem bewährten MNS (= Sturmhaube) verschwinden. Wie man es/sie dreht und wendet - bei der Sportausübung bleibt sie ein Fremdkörper. Zu schlechter Letzt sorgt sie auch noch für ständiges Anlaufen der Skibrille, was wiederum gefährlich werden kann.

Apropos Gefahr: Mediziner warnen bereits davor, dass diese vorgebliche Schutzmaßnahme kontraproduktiv sei, zumal sich die Virenlast durch lautes Reden erst recht erhöhe; auch sei eine durchfeuchtete Maske ohnedies wirkungslos. In der Tat, schon zur Hälfte des Skitags ist die FFP2-Maske butterweich - überdies tun die Ohren weh vom ständigen Zug der straffen Gummischnur.

Weh tut vor allem aber auch, dass Gesundheitspolitiker und -beamte solche Ideen ersinnen, ohne sich offenbar vorher mit der Realität auseinanderzusetzen. Ein Rendezvous mit ebendieser im nächsten Skigebiet täte dringend not.