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Ferdinand Schirach und der freie Wille

Von Christina Böck

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Die nicht mehr ganz Jungen werden sich erinnern: In den 80ern gab es immer zu Weihnachten einen Mehrteiler, von dem schon vor Ausstrahlung klar war, dass er Kult werden würde. Sozusagen ein "TV-Event", lange bevor dieser Begriff inflationär verwendet wurde. Das "Nesthäkchen" gehörte da dazu, die Zaubermär "Oliver Maass" und das Balletteusen-Drama "Anna", das nicht wenige damals zum Anlass nahmen, auch selbst Dutt und Tüllrock anzulegen.

Die Einschaltquoten waren hervorragend - es gab damals aber auch nicht allzu viel Konkurrenz. Als sich das durch die Privatsender änderte, war es auch mit den Weihnachtsserien (für das ZDF teure Produktionen) zu Ende. Die Privaten waren es dann auch, die den Terminus "TV-Event" einführten. Im Öffentlich-Rechtlichen wäre man nicht auf die Idee gekommen, etwa ein auch recht singuläres "Wetten dass..?" als "TV-Event" zu bezeichnen, während man im bunten Kommerzfernsehen keine Skrupel hatte, ein Event auch darin zu sehen, dass einen Abend lang Dominosteine umfallen.

Das ist nun anders. Am Sonntag durfte sich das ganze deutschsprachige öffentlich-rechtliche Publikum einen TV-Event gönnen. Oder, besser gesagt: Musste. Denn auf nicht weniger als zehn Sendern wurde da Ferdinand Schirachs Moral-These "Feinde" gleichzeitig gezeigt. Das mag ja eine effektive Taktik sein, um Leute dazu zu bringen, einen Film anzusehen - wäre man noch in den 80ern und gäbe es keinerlei Ausweichmöglichkeiten.