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Die Uefa versinkt im EM-Chaos

Von Christian Mayr

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WZ  Christian Mayr
WZ  Christian Mayr
© Wiener Zeitung

Zugegeben, leicht hat es dieser Tage niemand, der weitreichende Entscheidungen treffen muss - siehe die Corona-Politik in fast allen Ländern. Auch die Olympia- und Fußball-EM-Macher sind angesichts ungewisser Daten über die Pandemie respektive Impferfolge nicht wirklich zu beneiden. Aber so, wie es aktuell der europäische Fußballverband macht, geht es nun gar nicht! Die jüngste Volte der Uefa ist nun - laut einem Bericht der renommierten britischen "Times" -, dass in den Gruppenspielen an den zwölf Austragungsorten lediglich Heimfans zugelassen sein sollen. Was epidemiologisch sinnvoll erscheint - um nämlich die paneuropäische Reisetätigkeit einzudämmen -, brächte eine gravierende Wettbewerbsverzerrung mit sich. Schließlich haben drei qualifizierte Teams zweimal, sechs sogar dreimal Heimvorteil. Österreich müsste etwa zum Schlager nach Holland ohne Fans anreisen - in eine Arena, in der dann vielleicht 20.000 brüllende Oranje-Anhänger zugelassen sind. Jeder, der halbwegs etwas von Fußball versteht, weiß, dass dies unfair wäre.

Außerdem will die Uefa offenbar den Ticketprozess ganz neu aufrollen und hunderttausende vergebene Tickets refundieren. Peinlich daran ist, dass den Kartenbesitzern erst jüngst eine Frist bis 26. Jänner zum Gratis-Storno eingeräumt wurde - und nun ist eh wieder alles anders? Dabei musste die Uefa ja schon zurückrudern, weil man die Richtlinien so abändern wollte, dass die Fans Spielortverlegungen wegen Corona bedingungslos akzeptieren hätten müssen. Hinzu kommen ständige Diskussionen über EM-Absage, EM-Verschiebung, Geister-EM oder eine EM an nur einem Ort. Die Uefa, die sonst sehr wenig und dann meist klar kommuniziert, macht derzeit den Eindruck eines chaotischen Haufens, der den Aufgaben nicht gewachsen ist. Aber damit ist sie wiederum nicht allein.