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Seltsame Blüten des Corona-Brexit

Von Christian Mayr

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WZ  Christian Mayr
WZ  Christian Mayr
© Wiener Zeitung

Die britische Corona-Mutante ist - insbesondere in Ostösterreich - längst die dominierende Variante. So gesehen relativiert sich nun vieles - wie etwa die Riesenaufregung vor den Hahnkammrennen wegen ein paar britischer Skilehrer, dabei außer Acht lassend, dass sich B.1.1.7 längst unkontrolliert im Wiener Raum ausgebreitet hatte; auch die seit Weihnachten in halb Europa geltenden Landeverbote für Flieger von der Insel sind damit längst fragwürdig geworden. Skurril wurde die ganze Sache zuletzt, weil dieses Verbot dazu führte, dass im Europacup die Gegner englischer Teams bei ihren Heimspielen auf Wanderschaft gehen mussten, um sich nicht eine 0:3-Strafverifizierung einzufangen. Und was der Corona-Brexit dann beim Rückspiel bedeuten kann, führt das Beispiel RB Leipzig vor Augen, das am Mittwoch in der Königsklasse zu Gast bei Liverpool ist - nicht in Anfield, denn die Achtelfinalpartie steigt erneut in Budapest (Hinspiel: 0:2), andernfalls hätten die Sachsen kraft der deutschen Corona-Verordnungen nämlich nach der Rückkehr in Quarantäne müssen. Ein sportliches Unding für die Titelambitionen der Red-Bull-Truppe.

Da nimmt man lieber drakonische Strafen in Kauf: Dass sich die Leipziger zur Hälfte an den Kosten des Fernspiels der Reds beteiligen müssen, leuchtet ja noch ein; aber dass Liverpool via Uefa auch noch eine Strafzahlung von RB in Höhe von 1,5 Millionen Euro (10 Prozent des Champions-League-Startgelds) kassiert, schon nicht mehr. Wo bleibt die Verhältnismäßigkeit, wo die europäische (Fußball-)Solidarität? Wir sprechen übrigens über jene Uefa, die Ticketinhaber der Fußball-EM abblitzen ließe, sollten sie nicht in ein Land reisen dürfen.

Quod licet Iovi, non licet bovi.