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Wer heißt schon Adalbert?

Von Edwin Baumgartner

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"Wiener Zeitung"-Klassikexperte Edwin Baumgartner.

Siegburg in Nordrhein-Westfalen ist eine wunderschöne deutsche Stadt. Wer Siegburg besucht, darf sich Sehenswürdigkeiten wie die Siegessäule und den Hexenturm nicht entgehen lassen. In Siegburg ist eine Druckfarbenherstellung ansässig, und die Kreissparkasse Köln hat in Siegburg eine Niederlassung. Auch der Komponist Engelbert Humperdinck, der echte, der mit "Hänsel und Gretel", nicht Arnold George Dorsey, der sich aus Skurrilitätsgründen diesen Namen verpasste, der echte Engelbert Humperdinck ist ein Siegburger.

Siegburg also hätte genug original Siegburgerisches auf seine Straßentafeln zu schreiben, von einem Hexenturmplatz bis zu einer Kreissparkassenstraße. Aber der Siegburger Wille zur Feier internationaler Kultur ist in Siegburg nachgerade sprichwörtlich. So hat man eine der Straßen Siegburgs nach dem oberösterreichischen Autor Adalbert Stifter benannt.

Die Straßentafel jedoch setzte Moos an. Nach der Montage der neuen Straßentafel gab es dann eine Albert-Stifter-Straße. Und nach der Montage der neuen neuen Straßentafel war es eine Adelbert-Stifter-Straße. Die neue neue neue Straßentafel stellte den richtigen Namen endlich wieder her. Das ist gut so, denn sonst hätte man in Linz noch eine Hexentrumm Straße oder einen Engelbert Humperlinck Platz ins Leben gerufen, rachehalber quasi. Aber nun passt ohnedies alles wieder vom Hexenturm bis zur Kreissparkasse und kein ernsthafter Österreicher hegt einen Rachegedanken. Denn eigentlich ist ja gar nichts passiert im wunderschönen Siegberg.