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Alle Fußballer sind gleich, aber manche sind gleicher

Von Christian Mayr

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WZ  Christian Mayr
WZ  Christian Mayr
© Wiener Zeitung

Was an dieser Stelle schon vor einigen Tagen befürchtet wurde, kristallisiert sich immer mehr heraus - nämlich eine massive Wettbewerbsverzerrung zum Auftakt der WM-Qualifikation. Auch wer keine rot-weiß-rote Brille aufhat, kann sich nur wundern, was neuerdings im vereinten Fußball-Europa alles möglich ist.

Österreich ist natürlich hauptbetroffen vom "Mutations-Paragrafen", weil der ganze Stamm an Deutschland-Legionären nicht zum Auswärtsmatch nach Schottland reisen darf. Auf Geheiß ihrer Klubs, weil sonst lange Quarantäne drohen würde. Nun kann man schon einmal mit Fug und Recht absurd finden, wenn die deutschen Behörden das Risiko in Glasgow um so viel höher einschätzen als in Wien, wo die Briten-Mutante genauso grassiert (Österreich beendet übrigens das Landeverbot für Flüge aus Großbritannien mit Sonntag). Gänzlich absurd wird es aber dann, wenn die ganze Strenge für deutsche Teamspieler nicht gilt. Ja, Sie haben richtig gelesen: Jogi Löw kann die in der Premier League beschäftigten Nationalspieler Ilkay Gündogan, Timo Werner, Kai Havertz, Antonio Rüdiger und Bernd Leno einsetzen. Mit Regierungen und Behörden wurden entsprechende Vereinbarungen getroffen. Ähnliches ist bei Weltmeister Frankreich geplant. Und auch Polen hofft immer noch, Stürmerstar Robert Lewandowski für das Match in England von den Bayern loszueisen. Bei David Alaba hat es freilich sofort geheißen, ein Schottland-Einsatz wäre ausgeschlossen.

Wie gesagt, man darf sich wundern, dass im vereinten Europa kickende Arbeitnehmer je nach Nationalität unterschiedlich behandelt werden; man darf sich auch wundern, dass die Fifa Derartiges zulassen konnte und "Ausnahmen" nicht für alle gleich aushandeln konnte. Das alles erinnert uns beklemmend an George Orwell: Alle Kicker sind gleich, aber manche sind gleicher.