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Bitte denkt doch an die Busfahrer

Von Gregor Kucera

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Aus traurigem Anlass wurden kürzlich wieder ein paar Folgen "Kottan ermittelt" ausgestrahlt - samt dem stets wiederkehrenden Gag mit dem Fahrradfahrer und der Autotüre. Altbekannt, immer noch gut. Ganz anders ist das mit einem anderen filmischen Stilmittel, das leider eine Wiederkehr erlebt: Eine Frau entflieht ihrem Peiniger, rennt durch den Wald. Panik. Furcht. Sie erreicht die rettende, menschenleere Landstraße, blickt sich um, atmet durch - und wird bumm, zack, von einem Bus überfahren. Der Held, gerade am Ende seiner Katharsis, geläutert, am besten von einer Sucht geheilt, am Weg zu den Lieben, denen er Schreckliches antat. Er tritt auf die Straße - und schwupps, wieder ein Bus. Die Mutter, im Berlin der 1960er Jahre, redet mit ihren Töchtern, tritt vom Gehsteig auf die Straße und . . . man mag es gar nicht mehr aussprechen.

Der Überraschend-vom-Bus-überfahren-werden-obwohl-das-Leben-gerade-so-positiv ist-Gag ist der wohl unnötigste Twist der Filmgeschichte. Es war vor Jahrzehnten traurig, ergreifend und vielleicht sogar witzig, aber jetzt ist es langweilig. Schluss, aus, Ende damit. Interessant würde es erst wieder, würde man sich mit den psychischen Folgen für die Busfahrer auseinandersetzen. Es wäre immerhin eine neue Dimension. Aber schlechte Drehbuchschreiber würden es wieder ruinieren. Sie würden den Busfahrer nach erfolgreicher Psychotherapie, beim Verlassen der Arztpraxis nach der letzten Therapiestunde lautlos von einem Tesla überfahren lassen. Wetten?