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Lärmbiotop Homeoffice: Bimmeldibimm!, Wrmwrm!, Pa-link!

Von Christoph Irrgeher

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"Wiener Zeitung"-Klassikexperte Christoph Irrgeher.

Würde ein Kind fragen, was Homeoffice ist, man könnte es pointiert vielleicht so beantworten: Homeoffice ist ein bisschen wie ein Aufenthalt auf dem Bauernhof. Nur dass dies eben kein Urlaub ist. Und dass auch nirgends ein Bauernhof steht.

Warum dann aber der Vergleich? Weil zumindest eines die beiden Orte verbindet: eine gleichförmige Geräuschkulisse. Die kommt in beiden Fällen von einem mitteilsamen Umfeld und lärmt tagein, tagaus vor sich hin.

Die Variante vom Land kennt jedes Kind: Muh!, Mäh!, I-a! Für das Lärmbiotop Heimarbeit ist dagegen der Erwachsene leidgeprüfter Spezialist geworden. Wie macht der WhatsApp-Vibrationsalarm? Wrmwrm! Wie macht das Outlook? Bimmeldibimm! Und wie das Teams-Programm? Pa-link! Das lärmt so emsig vor sich hin, dass es den Laptop-Lautsprecher fallweise fast zerreißt (Bimmeldi...pfmpf...Pa-link!) und sich langfristig das Flair von chinesischer Wasserfolter einstellt. Und dennoch dreht man den Sound nicht ab. Könnte ja eine Chef-Nachricht untergehen. Und der Eindruck des Müßiggangs aufkommen. Obwohl man tatsächlich in Arbeit versunken ist. Oder es zumindest wäre, ging’s nicht dauern Bimmeldibimm!, Pa-link!, Wrmwrrrrm! Äh,wrmwrrrrm? Ah. Das war jetzt ein SMS.

Stimmt natürlich: Corona bürdet der Menschheit deutlich größere Unbilden auf als diese Kakofonie. Dennoch: Sollte der Autor dieser Zeilen irgendwann langfristig ins Büro zurückkehren dürfen und die Chefin mit den Worten "Du, könntest du..." zur Tür reinschneien, er würde heulen vor Glück.