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Die Emanzipation der Fußballtrainer

Von Christian Mayr

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WZ  Christian Mayr
WZ  Christian Mayr
© Wiener Zeitung

"Was erlauben Flick?!", könnte man da auf gut Trapattonisch ausrufen. Das, was sich der Kurzzeit-Mega-Erfolgstrainer (mit sechs Titeln in einer Saison) da geleistet hat, geht normalerweise auf keine Lederhose. Tatsächlich hat Hansi Flick - mir nix, dir nix nach einem Bundesligaspiel - seinen Abgang als Bayern-Coach verkündigt. Obwohl er noch einen laufenden Vertrag bis Sommer 2023 hätte. Das passt natürlich der bavarischen Führungsriege in ihrem Mia-san-Mia-Kosmos gar nicht - denn wer Bayern-Trainer zu sein hat, bestimmen immer noch Salihamidzic, Rummenigge, Hoeneß, Kahn und Co. Entsprechend nach Majestätsbeleidigung klang auch die Reaktion des Bayern-Vorstands: "Der FC Bayern missbilligt die nun erfolgte einseitige Kommunikation durch Hansi Flick." Touché!

Ganz ironiefrei beweist der Fall Flick ein neues Selbstbewusstsein der Fußballtrainer-Riege. Auch wenn völlig unterschiedlich gelagert, haben die Causen Flick und Adi Hütter, die vergangene Woche die Schlagzeilen im deutschen Fußball dominiert haben, etwas gemeinsam: Es zeigt sich ein eine Art Emanzipation auf der Trainerbank. Bisher war es ja so, dass bei Erfolglosigkeit immer zuerst der Trainer als schwächstes Glied der Kette gehen musste - auch, wenn er schuldlos gewesen war. Der wurde dann entweder ausbezahlt oder ging bis Vertragsende "spazieren" - beschädigt war sein Image aber allemal. Dass sich nun Spitzenkräfte diesem Spiel nicht mehr bedingungslos unterwerfen und selbst Top-Adressen via neuer Angebote oder Ausstiegsklauseln um Millionenbeträge verlassen, ist völlig neu.

Ob es wirklich Schule macht, wird sich aber erst weisen.