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Flug oder Leben

Von Eva Stanzl

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Die Lockerungen der Corona-Maßnahmen veranlassen zu Rückschau und Perspektivierung. Zunächst die Perspektivierung: Einschränkungen wie Maskenpflicht, Abstandhalten und begrenzte Zuschauerzahlen wird es immer wieder geben (müssen), weil die Infektionszahl mal hier, mal dort springen wird. Somit spricht vieles dafür, dass die "Beinahe-Normalität" die vor Corona gelebte Normalität ablösen wird. Das ist nicht schön, aber keine Katastrophe.

Damit zur Rückschau. Vorweg: Keiner der Verantwortlichen hatte Erfahrung im Umgang mit einer Pandemie. Was man im Voraus nicht wissen kann, ist Wasser auf die Mühlen der es im Nachhinein besser Wissenden. Eine fundamentale Kritik erscheint jedoch berechtigt: Am 16. April 2021 meldete Reuters aus Delhi, dass Menschen vor den Spitälern an einer neuen Covid-Variante starben. Am 23. April berichtete die BBC über bereits 320.000 tägliche Neuinfektionen in Indien. Daraufhin verweigerte London Flügen aus Indien die Landeerlaubnis. Kontinentaleuropa regierte noch später. In den Folgetagen landeten 18 Maschinen aus Indien allein in Frankfurt, Europas Drehkreuz für Flüge aus Fernost. Erst am 28. April wurden Linienflüge ausgesetzt - die Zahl der täglichen Neuinfektionen lag inzwischen bei 500.000. So kam es zu Hotspots für die indische Variante in England und Deutschland sowie zu Fällen im Burgenland. Das hätte nach den Lehren des Frühjahrs 2020 nicht passieren dürfen. Sind Flüge immer noch wichtiger als Leben?