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Die Gesetze der Pandemie-Spiele

Von Christian Mayr

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WZ  Christian Mayr
WZ  Christian Mayr
© Wiener Zeitung

Fußball-Europameisterschaften haben mitunter eigene Gesetze - man denke nur an die sensationellen Titelgewinne der Dänen (1992) und Griechen (2004). Das mittlerweile auf 24 Nationen aufgeblasene Turnier mag zwar nun schwieriger zu gewinnen sein, gerade aber heuer könnte es wieder eine Überraschung geben. Denn diesmal führt der Weg zum Sieg nicht (unbedingt) über die beste Turniermannschaft, über jenes Team, das sich in der K.o.-Phase zu steigern vermag, über die Auswahl mit den größten Einzelkönnern oder über jene Elf, die mit ihrem Spielsystem alle anderen auszustechen vermag. Sondern nicht unwahrscheinlich ist, dass am 11. Juli in London jene Mannschaft groß jubeln darf, die am allerbesten mit der Pandemie zurechtgekommen ist. Und zwar mit allen ihren Auswüchsen: Angefangen damit, dass alle Spieler gesund bleiben, nicht positiv getestet werden oder gar - die Horrorvision - ein so großer Cluster aufpoppt, dass ein Spiel strafverifiziert werden muss.

Das derlei trotz der seit gut einem Jahr implementierten Maßnahmen immer wieder vorkommen kann, beweisen aktuell der Oranje-Goalie Jasper Cillessen, der statt ins Teamcamp in Quarantäne einrücken musste, sowie ein Cluster im schottischen Team. Doch noch größer als die Gefahr, sich zu infizieren, ist jene, durch den Lagerkoller die Lust am Spiel zu verlieren. Sechs bis sieben Wochen quasi von der Außenwelt abgeschottet zu sein, um sich ja nichts einzufangen, fordert selbst die härtesten Gemüter.

Umso mehr gefragt sind diesmal Trainer und Betreuer, ein Umfeld einzurichten, in dem es nicht bloß um Fußball und Pandemie geht.