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So schlägt Österreich Nordmazedonien

Von Alexander Belinger

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Der Autor ist Fußballtrainer und Spielanalyst.

Trotz der zwei Siege in der EM-Qualifikation braucht es wohl einen neuen Matchplan.


Mit Nordmazedonien wartet am Sonntag die Pflichtaufgabe auf Österreich. Ein guter Start in das Turnier wäre für die aktuell unter durchaus starker Kritik stehende Mannschaft von Franco Foda in mehrerer Hinsicht sehr bedeutsam. Wie dieser gelingt? Das sollte Foda eigentlich wissen. Denn in der Qualifikation gab es zwei ungefährdete Siege gegen Nordmazedonien. Und doch braucht es einen neuen Matchplan, da es unwahrscheinlich ist, dass die Nordmazedonier im selben System wie damals agieren. Zuletzt ließ Teamchef Igor Angelovski seine Mannschaft in einem 5-3-2 oder 5-2-1-2 auflaufen.

Trotz Fünferkette spielt Nordmazedonien keinen klassischen Außenseiterfußball. Mit vielen technisch starken Akteuren ist das Team offensiv ausgerichtet, und die Stärken der Spieler liegen im Kombinationsspiel. Österreichs Pressingwerte zählen jedoch zu den besten in Europa, und gegen den hohen Druck sollte der Außenseiter Probleme bekommen. Im Idealfall führt Nordmazedoniens Spielweise mit den offensiven Flügelverteidigern zu guten Umschaltsituationen, wie Österreich sie schon beim 4:1-Sieg in der Qualifikation vorgefunden hat. Entscheidend aber wird natürlich sein, wie Österreich den gegnerischen Defensivblock knackt. Die zuletzt magere Torausbeute sticht da ins Auge. Dabei ist das Ballbesitzspiel generell der Aspekt, in dem Fodas Team am meisten Verbesserungspotenzial hat. Österreich ist mit seiner hohen individuellen Qualität und durch das praktizierte Angriffspressing häufig in der Verantwortung, das Spiel selbst zu gestalten, während sich die Gegner mehr auf die Defensive fokussieren. Nur funktioniert dies oft nicht so, wie es soll. Eine erste Problemstelle ist die Spielereinbindung. Gerade im Nationalteam, wo nur sehr wenig Zeit bleibt, um taktische Abläufe einzustudieren, ist die richtige Nutzung der Spielerqualitäten ein wesentlicher Punkt. Unter Foda scheint dies nicht immer stimmig zu sein, speziell wen man an die Rolle von David Alaba denkt, der gegen England offensiv am linken sowie am rechten Flügel agierte. Seine Rolle im Spiel gegen die Slowakei könnte gegen Nordmazedonien jedoch gut passen. Als Sechser ließ er sich seitlich zurückfallen, um als dritter Aufbauspieler eine Überzahl gegen die beiden Stürmer des Gegners herzustellen - und agiert so ähnlicher zu seiner Rolle in München. Dies wäre wohl auch gegen Nordmazedonien vorteilhaft.

Gegen die Slowakei hat der Spielaufbau wieder besser funktioniert, allerdings konnten dennoch wenige Chancen herausgespielt werden. Auffällig war die fehlende Tiefe im Spiel, da Sasa Kalajdzic sich gerne zurückfallen lässt, um sich anzubieten und Bälle prallen zu lassen. Dann müssten jedoch von den Flügeln oder aus dem Mittelfeld mehr Läufe hinter die Abwehr kommen, damit dem Gegner durch gegenläufige Bewegungen das Verteidigen erschwert wird.

Neben solch geplanten Abläufen kann vor allem auch durch die Kreativität der Einzelspieler Gefahr erzeugt werden. So wurde Österreich nach der Einwechslung von Marko Arnautovic deutlich stärker. Er hat die Qualität, aus dem Nichts Chancen zu kreieren. Und wird damit auch gegen Nordmazedonien der Schlüsselspieler sein.