Zum Hauptinhalt springen

Was im Medaillenregen untergeht

Von Tamara Arthofer

Kommentare
WZ Tamara Arthofer
WZ Tamara Arthofer
© WZ

Das Abschneiden in den Teamsportarten sollte Deutschland zu denken geben - aber nicht nur Deutschland.


Deutschland kann von Glück reden, dass die traditionellen Mannschaftssportarten bei Olympia meist nicht ganz die Hauptrolle spielen, auch diesmal nicht. Klar, das Fußball-Finale zwischen Brasilien und Spanien am Samstag (13.30 Uhr MESZ) verspricht Spannung, für die Entwicklung des Frauenfußballs, in dem sich am Freitag Kanada im Elfmeterschießen gegen Schweden Gold sicherte, hat Olympia einen hohen Stellenwert; und auch die Finalspiele im Basketball und Handball werden höchstkarätigen Sport zu bieten haben.

Hat ein Land aber nicht gerade eine Mannschaft, die zu den absoluten Medaillenanwärtern zählt, überstrahlen dann doch die Leichtathleten mitsamt ihren Sprintern (auch ohne Usain Bolt), Mehrkämpfern als Königen des Sports und den Weltrekordjägern oder die Schwimmer das olympische Geschehen. Dazu kommen meist - durch die patriotische Brille betrachtet - neue Medaillengewinner, die man vielleicht mangels Aufmerksamkeit in medial ansonsten unterbelichteten Sportarten nicht ganz so am Radar gehabt hatte und die nun zu neuen Helden stilisiert werden (ehe sie in der Zeit zwischen den Spielen wieder aus dem Scheinwerferlicht verschwinden).

Andererseits aber gibt es vielleicht nichts, das die Sportstruktur in den jeweiligen Nationen besser abbildet, als es eben jene Teamsportarten tun. Und insofern sollte Deutschland durchaus ins Nachdenken kommen. Im Handball verpasste man den Halbfinaleinzug mit einer klaren Niederlage gegen Afrikameister Ägypten (den man kurz davor noch klar geschlagen hatte). Vor fünf Jahren in Rio hatte man noch Bronze erobert, nachdem man im Halbfinale nur hauchdünn mit einem Tor Differenz gegen die Handball-Großmacht Frankreich verloren hatte.

Im Hockey verpassten die Deutschen erstmals seit 21 Jahren eine Medaille - wenn auch im Spiel um Bronze gegen Indien nur knapp. Und im Fußball war die Jammerei groß, weil zuerst keiner kommen konnte oder wollte und die Mannschaft des bemitleidenswerten Trainers Stefan Kuntz die Rechnung in Form des Ausscheidens nach der Gruppenphase präsentiert bekommen hatte. In dieser Sportart hatte es in Rio noch Silber gegeben.

Nun sind Medaillen nicht die einzige Währung, Niederlagen können passieren, Glück und Pech spielen genauso eine Rolle wie gute oder schlechte Tage, davon lebt schließlich der Sport.

Doch schön langsam hat man den Eindruck, dass im deutschen Fußball auch die Basis, die einst als Vorzeigemodell galt, schön langsam bröckelt - was schwankende Leistungen (dem Achtelfinal-Aus bei der EM folgte der Titel bei der U21-EM sowie nun eben ein weiterer Dämpfer) geradezu erwartbar macht. Dass es für Kuntz vor dem Turnier Absagen gehagelt hatte, ist dafür ein Symptom - dabei ist das olympische Fußballturnier mit seinen verstärkten Nachwuchsauswahlen geradezu die ideale Plattform auf dem Weg nach ganz oben.

Freilich, es ist Sudern auf recht hohem Niveau, und der Schadenfreude sollte man aus österreichischer Sicht eher nicht frönen. Rot-Weiß-Rot hat schließlich gar keine Mannschaft in diesen Sportarten zu Olympia gebracht. Auch das ist im (erfreulichen) Medaillenregen ein bisserl untergegangen.