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Der tragische Fall Franco Foda

Von Christoph Rella

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Nach 60 Spielminuten war es mit der Geduld der Fans vorbei. Sie brachten am Dienstagabend im Wiener Ernst-Happel-Stadion zum Ausdruck, was viele in diesem Land bereits vor dem desaströsen WM-Qualifikationsspiel gegen Schottland im Gefühl hatten. Ob Teamchef Franco Foda die "Foda-raus!"-Rufe nun gehört hat oder nicht, so bilden sie doch die Ouvertüre für den nächsten Akt: Aus dem angezählten Trainer ist nach allgemeiner Lesart ein "Dead-Coach-Walking" geworden, dem nur noch die Gnade (oder besser Schmach) zuteilwird, die Oktoberspiele zu coachen.

Nun ist das Drama, dass sich da im mit neun Millionen Teamchefs voll besetzten Fußballtheater Österreich öffentlich vollzieht, ja nichts Neues. Schon unzählige Teamchefs wurden nach einem bemerkenswerten Höhenflug vom Himmel geholt und wie Statisten von der Bühne geräumt - zuletzt Marcel Koller, der 2016 mit der erstmaligen EM-Teilnahme aus eigener Kraft Geschichte schrieb und dafür mit dem Special Award ausgezeichnet wurde. Ziemlich genau Jahr - und eine verpasste WM-Qualifikation - später war der Schweizer auch schon auf dem Abstellgleis und beurlaubt.

Zum Team-Drama gehört dazu, dass der ÖFB-Chef in Sachen Trainerbestellung ein gewichtiges Wort mitzureden hat. Dieser wird demnächst neu gewählt, und es ist möglich, dass er Foda in seiner ersten Amtshandlung feuern wird. Aber auch das ist nicht neu. Als Leo Windtner im März 2009 erstmals zum ÖFB-Präsidenten gewählt wurde, löste er sofort den glücklosen Karel Brückner ab. Bei Brückner war das logisch, bei Foda aber, also jenem Mann, der Österreich erstmals in ein EM-Achtelfinale geführt hat, wäre das vor allem auch tragisch.