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Österzola ist älter als Gorgonzola

Von Eva Stanzl

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Noch vor 30 Jahren dachten wir, die Neandertaler waren zottelige Wesen, die sich in irgendwelchen Höhlen im Brüllton verständigten. Heute wissen wir: Sie kannten Sprache, schnitzten Muster in Knochen und bemalten Höhlenwände mit Ocker-Pigmenten. Auch die Musik ist keine Erfindung der Antike, sondern das älteste je gefundene Musikinstrument ist 35.000 Jahre alt, eine Flöte aus Vogelknochen. Weiters ist Work-Life-Balance kein Spleen der modernen Gesellschaft, sondern eine Erfindung der Jäger und Sammler, die maximal 20 Stunden pro Woche aufwendeten, um Nahrung zu organisieren.

Eine neue Studie zeigt: Auch beim Essen kupfern wir Neuzeitmenschen ab: Haute Cuisine wurde nicht in Frankreich erfunden, sondern eine Form existierte schon in der Eisenzeit. Seit 2.700 Jahren isst man in Österreich Blauschimmelkäse. Das berichtet das Eurac-Insituts in Bozen, das die Überreste von Fäkalien aus einer prähistorischen Salzmine von Hallstatt analysiert hat. In den Proben fand es die DNA des Pilzes Penicillium roqueforti, der heute noch in der Fermentierung von Käse zu Schimmelkäse zum Einsatz kommt.

Wer also in seiner Freizeit ein Stück Österzola genießt, bedenke, dass dieser älter ist als der Gorgonzola, und dass dieser wiederum ebenso wie der Roquefort kein Produkt des französischen Hofes oder der Renaissance ist. Und wer zum Blauschimmelkäse Rotwein nimmt, merke: Auch der ist 5.000 Jahre alt. In vielen Kulturtechniken waren uns unsere Vorfahren weit voraus.