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Die große Not der kleinen Theater

Von Edwin Baumgartner

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"Wiener Zeitung"-Klassikexperte Edwin Baumgartner.

Die kleinen Theater in Wien sind in ihrer Existenz bedroht. Kultursonderbeauftragte Corona zieht die brutalste Wiener Theaterreform seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts durch. Es ist der blanke zynische Theaterdarwinismus: Wer am Publikumsschwund stirbt, stirbt eben. Für die Überlebenden ist dann mehr Publikum da. Konkret sieht das so aus, dass die großen Theater und Opernhäuser von Bund und Stadt Wien derzeit bei etwa 60 Prozent Auslastung halten. Die sogenannten Kellertheater schaffen 50 Prozent - im günstigsten Fall. Der Unterschied ist nur: Den großen ist ihr subventioniertes Überleben garantiert, und wenn nur noch durchschnittlich 127,3 Personen pro Aufführung drinsitzen.

Mit dem Bronski & Grünberg, der Freien Bühne Wieden, der Komödie am Kai, dem Theater Forum, und wie sie alle heißen, ist das etwas Anderes: Sie sind ohne Einnahmen nicht überlebensfähig.

Eine Grundfrage ist dabei, wieso das Wiener Publikum sich plötzlich derart theaterfaul zeigt. Liegt es an der 2G-Regel? An einer Angst, sich trotz 2G zu infizieren? An der Maskenpflicht in kleinen Häusern? Das müsste ermittelt werden, um gezielt (eventuell mit gleichen Regeln für alle) gegenzusteuern.

Davon unabhängig, muss die Kulturpolitik Anreize erarbeiten, um die Menschen wieder ins Theater zu locken. Könnte etwa eine Wiener Theatercard nach dem Vorbild der Museumscard Abhilfe schaffen? Die Kellertheater dem Corona-Darwinismus zu überlassen, wäre jedenfalls eine kulturelle Bankrotterklärung.