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Schiele nur noch auf Pornoseiten

Von Gregor Kucera

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Vor gar nicht allzu langer Zeit, genau genommen vor Corona, waren Soziale Netzwerke nicht gerade bekannt dafür, dass sie Inhalte schnell löschten. Mit einer großen Ausnahme: weibliche Brustnippel. Sobald ein Nippel blitzte, war der Eintrag auch schon gelöscht. Aber dies soll kein Kommentar zu Nippeln - egal, ob weiblich oder männlich - werden, sondern zu Kunst.

Die Aktmalereien von Egon Schiele, Tizian, Rubens oder sogar die Venus von Willendorf - sie alle wurden von Facebook wegen "öffentlich zur Schau gestellter Nacktheit" gesperrt. Die Wiener Museen ließen sich deshalb in Zusammenarbeit mit WienTourismus etwas Neues einfallen und sind daher der Erotik-Plattform OnlyFans beigetreten. Von "nicht jugendfrei" bis "pornografisch" - in der Kurzzusammenfassung heißt das, dass der WienTourismus nun OnlyFans als alternative Plattform nutzt, um weltberühmte Kunstwerke zu zeigen, die auf etablierten Sozialen Plattformen wie Facebook und Instagram als Pornografie eingestuft und gelöscht wurden.

Als Nebenprodukt wird auch gleich eine Diskussion darüber angeregt, dass in Sozialen Netzwerken oft das als Pornografie oder als anstößig angesehen wird, was unter künstlerische Freiheit fällt. Natürlich gibt es Grenzen, aber diese muss eine Gesellschaft ziehen und nicht ein US-Konzern, der die sehr, sehr prüde US-Auffassung vertritt, Kunst im Internet dürfe nicht nackt sein. Doch darüber muss diskutiert werden, das ist gesellschaftspolitisch notwendig und wichtig.