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Der langsame Tod des Parallelbewerbs

Von Christoph Rella

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Die Herumdokterei am alpinen Parallelbewerb erinnert an den vergeblichen Versuch eines mäßig begabten Schönheitschirurgen (namens FIS), einem betagteren Patienten die jugendliche Anmut ins Antlitz zurückzuzaubern. Das ist bei einer Institution wie jener des Parallelbewerbs, die ihren Ursprung im bereits mehr als 50 Jahre alten Parallelslalom hat, nicht leicht, wobei erschwerend hinzukommt, dass sie schon in jungen Jahren keine Schönheit war. Seit der Erfindung dieser Disziplin wird über Sinn und Unsinn gestritten, die Idee mal gepriesen und mal verdammt.

Wie das gewöhnlich abläuft, war im Vorfeld und auch während der alpinen Ski-WM in Cortina zu beobachten gewesen. Während Dr. FIS die erstmalige Zulassung des Parallelbewerbs für die WM als gelungenen Eingriff feierte, liefen Athleten und Verbände dagegen Sturm - und behielten angesichts des desaströsen Bilds, das der Bewerb bot, recht. Wenn man schon das Nebenhergefahre für ästhetisch ansprechend und notwendig hält, so sollten doch beide Bahnen zumindest gleich schwer sein und vor allem die FIS ihre eigenen Regeln kennen.

Dass das in Cortina nicht der Fall war, war eine Katastrophe und dürfte viele Bemühungen, den Parallelbewerb noch irgendwie zu retten, zunichtegemacht haben. Und die Konsequenzen sind ja bereits sichtbar. Nicht nur wurde der Bewerb bis auf einen einzigen Termin (in Lech/Zürs) aus dem Programm der Saison 2021/22 geworfen, auch lässt die Lust, an dem Event teilzunehmen - wie das nun die Schweizer bekundet haben - zu wünschen übrig. Für die FIS ist das eine Niederlage. Der Parallelbewerb ist im Begriff, einen langsamen Tod zu sterben. Schön ist daran aber auch nichts.